Facebook und Apple bieten ihren Mitarbeiterinnen ein Eizellen-Einfrier-Programm an – als unternehmerische Sozialleistung. Die Nachricht letzten Oktober schlug ein wie eine Bombe. Erstaunen, Empörung, Kritik – überwiegend von Frauen.

So viel vorweg: Ja, es besteht die Möglichkeit, mit diesem Angebot Frauen unter Druck zu setzen, nach dem Motto „wenn du nicht Deine Einzellen einfrieren lässt, können wir dich leider nicht in unser Karriereprogramm  aufnehmen, denn das ist auf eine bestimmte Dauer ausgerichtet.“

Aber nüchtern betrachtet wird der Gedanke, dass Frauen in einem bestimmten Alter Kinder bekommen können, in jedem Fall bei der Entscheidung, welche Mitarbeiter in das Karriereprogramm aufgenommen werden sollten, mitschwingen – mal mehr mal weniger bewusst. Ebenso nüchtern betrachtet, ist das Alter zwischen 35 und 45 im Regelfall ausschlaggebend für die Karriereplanung – leider genau das Alter, in dem viele Akademikerinnen heutzutage ihre Kinder bekommen. Das ist einer der Gründe, warum hoffnungsvolle weibliche Nachwuchskräfte auf der Karriereleiter nicht weiter emporsteigen, obwohl ihre persönlichen und fachlichen Fähigkeiten dafür sprächen.

Aber hey, wollen Karrierefrauen nur deshalb eine aussterbende Spezies werden und sich der diktatorischen Frage „Kind oder Karriere“ stellen und sich womöglich jeden Kinderwunsch verkneifen?

Durch das Einfrieren der Eizellen („Social Freezing“) lässt sich unzweifelhaft Zeit kaufen. Ob man die Eizellen und die gewonnene Zeit später tatsächlich für eigene Kinder einsetzen wird oder nicht, ist etwas anderes. Frau selbst wird das vielleicht jetzt noch gar nicht wissen, denn es ist ja vorstellbar, dass eine Frau, die heute eine künstliche Befruchtung ablehnt, dies in ein paar Jahren anders sieht. Und Eizellen-Einfrier-Programme sollen die  Unternehmen natürlich nicht davon abhalten weitere Maßnahmen einzuführen, mit denen weibliche und männliche Mitarbeiter die Herausforderungen von Karriere und Familie leichter meistern können.

Wenn es also medizinisch möglich ist und von einzelnen Unternehmen angeboten wird, warum sollten Frauen die erweiterten Optionen für ihre Lebensplanung nicht einfach annehmen?

Nicht dankbar und auf Knien, aber immerhin anerkennend, dass man sich im Silicon Valley Gedanken darüber macht, wie man die nicht wegzudiskutierende Tatsache, dass zwischen 35 und 45 die Karriereweichen gestellt werden, und dass mitten darin viele gut ausgebildete Frauen ihre Kinder bekommen, unter einen Hut bringen kann.

Und eigentlich sind wir Frauen doch Meisterinnen darin, viele Dinge unter einen Hut zu bringen, oder?

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

Corporate Partners