„Atemlos durch die Nacht, spür‘ was Liebe mit uns macht, atemlos, schwindelfrei, großes Kino für uns zwei…“ Helene Fischers Riesenhit dröhnt in den Ohren. Nach unserem Business-Dinner haben drei institutionelle Investoren und ich entschlossen, in einer neuen, sehr stilvollen und derzeit äußerst angesagten Bar in München auf einen Abschlussdrink vorbeizuschauen.

Wir wollen eben dem Kellner zuwinken, als sich plötzlich ungefragt eine „Dame“ zu uns an den Tisch setzt und beginnt, mit der größten Selbstverständlichkeit mit einem der Investoren darüber zu sprechen, was sie preislich für gewisse Dienste verlangen würde. Paralysiert blickt der Investor sie mit großen Augen an. Ihm hat es die Sprache verschlagen. Seine beiden Branchenkollegen schmunzeln. In mir allerdings löst das binnen Milli-Sekunden eine Territorialkomponente aus und ich halte mit der meines Erachtens in dem Moment effektivsten Lösung mondän dagegen: „Entschuldigen Sie, aber das ist mein Mann!“ Die Dame schaut mich konsterniert, nein sogar martialisch, an, dreht ihren Kopf wieder zum Investor und redet unbekümmert weiter. Ich bin empört und meine Ressentiment-Bereitschaft steigt. Glaubt sich diese Dirne tatsächlich im Zenit der Macht! Der Investor blickt mich fragend an und gestikuliert: „Ich kann nichts dafür. Was soll ich tun?“ Geduldig, oder ‚be patient‘, heißt es im kürzlich herausgegebenen Statement der US-Notenbank FED, über die nächsten Leitzinsentscheide. Diesen Luxus, bis Juni zu warten, kann ich mir allerdings bei dem grade zu unverschämten Versuch einer regelrechten Okkupation „meines“ Investors nicht leisten. Ich muss handeln, und zwar jetzt.

Während sich seine Kollegen nach wie vor über dieses Schauspiel amüsieren, schweifen meine Gedanken kurz in die Tierwelt. Um Feinde vom Leib zu halten, machen sich manche Tiere ja bekanntlich größer. Gut, dann versuche ich nun Plan B, erhebe mich von meinem Sessel, blicke von oben auf die Dame herab und wiederhole im drakonischem Ton: „Haben Sie nicht verstanden, das ist mein Mann!“ Es kommt direkt zum Schlagabtausch. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, steht die Dirne auf, schüttelt entgeistert ihren Kopf und zieht von Dannen. Ich bleibe stehen, blicke zu den Investoren, lächle und sage: „Und das Sie es alle drei wissen: Sollte sich wider Erwarten nochmals solch eine Situation mit einem von Ihnen ergeben, Sie sind heute alle mit mir verheiratet! Verstanden?“ „Ja, verstanden!“, tönt es im Chor und alle drei nicken mir gewissenhaft  zu.

Gut, denke ich mir und setze mich wieder nieder. Und das erste Mal wird mir die Sinnhaftigkeit meiner 10 Zentimeter-Absatz-Business-Pumps bewusst. Immerhin schaffe ich es damit auf ganze 169 Zentimeter. Das kann scheinbar ziemlich beeindrucken!

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Barbara Bertolini schreibt anekdotisch über ihre Kommunikationserlebnisse mit Männern und Frauen in der Finanzbranche

Bilderrechte: www.stefanjoham.com

 

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