Es ist schon merkwürdig: Frauenorganisationen in der ganzen Welt kämpfen dafür, den Gender-Paygap zu verringern und Frauen Karrieremöglichkeiten zu eröffnen, und dann das: Frauen, die mehr verdienen als ihr Partner, sind deutlich unzufriedener als solche, die das kleinere Gehalt haben. Das fand kürzlich eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ heraus.

Alte Rollenbilder halten lange
Die Studie zeigt, dass Frauen in einer Partnerschaft ihr Leben am besten bewerten, wenn sie weniger verdienen als ihr Mann oder ungefähr gleich viel. Verdienen die Frauen deutlich mehr, sind sie mit ihrem Leben messbar unzufriedener – sogar noch ein bisschen unzufriedener als die Frauen, die überhaupt kein eigenes Einkommen haben.

Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerteten berufstätige Frauen, die nur dazuverdienen, ihre allgemeine Zufriedenheit mit durchschnittlich 7,7 Punkten. Hauptverdienerinnen dagegen bewerteten ihr Leben im Mittel mit nur 7,4 Punkten. Dieser Unterschied ist ähnlich groß wie die generelle Differenz in der Lebenszufriedenheit zwischen Deutschland und Polen.

„Anscheinend gibt es große Bevölkerungsgruppen, in denen Frauen mit dem Familienleben unzufriedener werden, wenn sie mehr verdienen – anders als die Männer“, sagt David Richter, Psychologe am DIW. „Ich vermute, dass es Unterschiede zwischen verschiedenen Milieus gibt.“

Männer könnten es leichter haben!
Auch auf die Zufriedenheit der Männer hat der Verdienst der Frau einen Einfluss. Man könnte davon ausgehen, dass Männer glücklich sind, wenn ihre Partnerin tüchtig zum Haushaltseinkommen beiträgt, weil ihnen das einen Teil der Verantwortung von der Schulter nimmt, aber das Gegenteil ist der Fall: Männer fühlen sich nur in einem Fall zufriedener als die Frauen: Wenn ihre Partnerin kein Einkommen hat. Je mehr die Frau zum Einkommen beiträgt, desto unglücklicher wähnt sich der durchschnittliche Mann. Um ganze 0,5 Punkte weniger zufrieden sind Männer, deren Frauen mehr verdienen als sie im Vergleich zu Männern mit nicht berufstätigen Partnerinnen.

Zwei Schweizer Forscherinnen fanden eine weitere Skurrilität heraus, die in dieses Bild passt: Paare flunkern beim Einkommen, wenn die Frau mehr verdient. Viele Frauen reden ihr Einkommen in Umfragen herunter und übertreiben bei dem ihres Partners. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sie eigentlich mehr verdienen. Auch Männer geben das Einkommen ihrer Partnerin in diesem Fall oft zu niedrig an und hängen damit ihre eigene Bedeutung als Versorger der Familie ein wenig zu hoch.

Diese Studienergebnisse machen deutlich, dass kulturell geprägte Rollenbilder extrem lange Haltbarkeitszeiten haben. Die Assoziationen und Vorstellungen sind über Jahrhunderte geprägt, und sie aufzulösen und zu verändern braucht viel Zeit. Aber wir müssen uns daran machen, sonst ändert sich gar nichts, und wir haben das:

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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