Christina Holdorf ist Leiterin Asset Management bei MAGNA Asset Management AG in Hamburg. Anke Dembowski spricht mit ihr darüber, was ihre Tätigkeit abwechslungsreich macht, und wie es um Frauen im Immobilien-Asset Management bestellt ist.

Frau Holdorf, Sie sind Leiterin Asset Management bei MAGNA Asset Management AG in Hamburg. Was genau tun Sie in Ihrem Job?
Christina Holdorf: Die MAGNA Asset Management AG hat im Mai 2017 den operativen Geschäftsbetrieb aufgenommen. Im Juli 2017 kamen die Vorstände an Bord und wir haben zeitnah die ersten Fondsvehikel aufgelegt. Gleichzeitig standen viele administrative und organisatorische Dinge an, z.B. wie wir das Team aufstellen wollen und so weiter. Zwischenzeitlich haben wir mit der Hansainvest – als Service KVG – vier Fonds mit einem Gesamtvolumen von rund € 650 Mio. im Management.

Welche Fonds haben Sie bereits aufgelegt?
Derzeit verwalten wir von den vier Spezialfonds zwei Individual-Mandate, bei denen der Kunde auch jeweils seine eigenen Immobilien und Fremdfondsmandate einbringen konnte. Außerdem managen wir den Magna Wohnen 01 – hier kaufen wir klassische Wohn-Immobilien in Deutschland ein – und den Magna Touristic Opportunities Fund, mit dem wir in Ferienimmobilien in Europa investieren. Unsere Zielgruppe sind institutionelle Anleger; aus diesem Bereich kommen wir und da fühlen wir uns wohl.

Was ist für Sie das Faszinierendste an Ihrer täglichen Arbeit?
Neben den Menschen, mit denen ich es hier zu tun habe, reizt mich die Vielfältigkeit der Aufgaben. Ich mache diesen Job seit nunmehr über 20 Jahren und habe während dieser Zeit die unterschiedlichen Sub-Assetklassen wie Wohnen, Büro, Hotel und Einzelhandel kennengelernt. Wir machen hier neben dem klassischen Asset Management auch den An- und Verkauf. Dabei gibt es viele neue Themen. Man lernt immer etwas Neues dazu, so dass es nie langweilig wird. Auch wenn die Erfahrung vieles einfacher macht, bleibt die Erkenntnis „jede Immobilie ist anders“. Wir erwerben u.a. auch Forward-Deals, d.h. wir kaufen heute, und der Übergang der Immobilie ist erst nach Fertigstellung. Dabei beschäftigen wir uns dann auch mit den baulichen Dingen, begleiten die Bauphase, treffen Bemusterungs-Entscheidungen und so weiter. Ich habe Bauingenieurwesen studiert, so dass mich das auch sehr interessiert. Außerdem haben wir natürlich unsere Fachleute, die uns begleiten.

Wie gehören eigentlich die MAGNA Asset Management und die Engel & Völkers Capital zusammen?
Unser Vorstand Robin Frenzel ist gleichzeitig auch Vorstand der Engel & Völkers Capital, die aus der Mezzanine-Finanzierung kommt.

Mal eine Frage an Sie als Immobilien-Expertin: Der Immobiliensektor ist nun einige Jahre rasant gestiegen. Wie sehen Sie das, neigt sich der Immobilien-Boom dem Ende zu? Oder nur in einigen Bereichen?
Ich denke, dass Immobilien-Investments nach wie vor eine interessante und wichtige Investitionsmöglichkeit darstellen, denn ich glaube nicht, dass die Zinsen bald ansteigen werden. Einige Sub-Assetklassen haben es künftig vielleicht schwerer als andere – z.B. der Einzelhandel. Wir glauben, dass das Wachstum weitergeht – vielleicht nicht mit den gleichen Wachstumsraten.

Was sind die Voraussetzungen für Ihren Beruf – zum einen was die Ausbildung betrifft, und zum anderen: welche persönlichen Talente benötigt man dazu?
Natürlich ist auch gegen eine Ausbildung nichts einzuwenden, aber ein Studium ist auf jeden Fall hilfreich. Dort nimmt man mit, sich auch mit neuen Fragestellungen zu befassen und erwirbt die Kompetenz, Probleme zu lösen. Und die persönlichen Talente? Man sollte Spaß daran haben, es mit Menschen zu tun zu haben und auch mal die Terminjägerin zu sein. Wir nehmen hier ja viele Steuerungsleistungen wahr, haben verschiedene Dienstleister und natürlich auch unsere eigenen Mitarbeiter. Mit diesen Menschen wollen wir etwas voranbringen.

Sie leiten in der Magna Asset Management AG ein rein weibliches Team. Können Sie uns sagen, wie groß Ihr Team ist und wie die Aufgaben verteilt sind?
Mit mir zusammen sind wir zu sechst: 5 Asset Mangerinnen und eine Teamassistenz. Die Aufteilung ist mit den Objekten gewachsen und ergibt sich teilweise regional und teilweise aus der Tätigkeit heraus, z.B. kommt eine Kollegin aus dem Bereich Ankauf und kann hier ihre Erfahrung entsprechend gut zum Einsatz bringen.

War es Zufall oder Planung, dass ausschließlich Frauen in Ihrem Team sind?
(Lacht). Das war keine strategische Entscheidung, sondern eher Zufall. Wir überlegen, ob jemand die nötige fachliche Qualifikation mitbringt und ob es menschlich passt. Das traf eben auf die Kolleginnen zu.

Weil das vermutlich nur wenige unserer Leserinnen kennen: Wie fühlt sich das Arbeiten in einem rein weiblichen Team an? Gibt es einen Hauch von Zickenkrieg, oder ist es eher zügiges Arbeiten ohne Macho-Gehabe?
Ich würde eher sagen: Zügiges Arbeiten ohne Zickenkrieg! Wir lachen viel im Team, aber es gibt auch Themen, über die wir intensiv diskutieren. Insgesamt arbeiten wir mit viel Herzblut.

Lässt sich Ihr Job als Leiterin Asset Management gut mit anderen Verpflichtungen – z.B. familiären – verbinden? Wie flexibel sind Sie bei Ihrer Arbeit?
Mein Mann und ich haben keine Kinder, aber die Familie ist mir sehr wichtig. Vielleicht wird Familie im Alter sogar wichtiger als in jungen Jahren. Wir haben hier keine definierten flexiblen Arbeitszeiten, sondern sind werktags für Gewöhnlich immer alle hier. Allerdings sollte jemand eine Verpflichtung oder eine wichtige Verabredung haben, dann kann man die auch zu einem angenehmen Zeitpunkt wahrnehmen. Da sind unsere Vorstände sehr menschlich, und vom Team wurde das auch noch nie unangemessen ausgenutzt. Ich glaube, dass es das Beste ist, wenn man das in die Verantwortung der einzelnen Mitarbeiter legt. Zumindest klappt das bei uns sehr gut, aber wir sind noch ein kleines Team. Wir sind alle sehr engagiert, denn wir wissen: Am Ende muss die Arbeit gemacht sein!

Haben Sie Tipps für unsere Leserinnen, die eine Karriere im Immobilien-Bereich anstreben? Welche Ausbildungsschwerpunkte sollte man setzen, und wie kommt man dann hinein?
Es gibt viele interessante Studiengänge und -Schwerpunkte. Dabei halte ich es für hilfreich, wenn man Praktika macht oder einen Job als Werkstudent annimmt, um mal in den Immobilien-Bereich hinein zu schnuppern. Dabei bekommt man dann einen guten Einblick in die Tätigkeiten. Sind wir doch ehrlich: Heute suchen viele Unternehmen händeringend gute und engagierte Mitarbeiter.

Welche Ratschläge haben Sie generell für Frauen, die im Immobilien-Asset Management-Bereich arbeiten?
Einfach mal in unterschiedlichen Sub-Assetklassen reinschauen, um sich dort überall Eindrücke und Kenntnisse anzueignen. Jeder Bereich hat einen eigenen Spannungsbogen, der immer wieder neue Herausforderungen bietet. Wenn wir die verschiedenen Facetten kennenlernen, bleibt unser Berufsleben bunt. So können wir trotz Routine neugierig bleiben!

Many Thanks for the interview!

Christina Holdorf, Leiterin Asset Management bei MAGNA Asset Management AG, Hamburg.

Foto: MAGNA AM

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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