Annika Milz ist Leiterin Institutional Asset Management bei Fidelity International. Sie ist seit 2015 im institutionellen Asset Management bei Fidelity tätig und hat letztes Jahr im Juli die Leitung des Teams übernommen. Zuvor hatte sie verschiedene leitende Positionen bei der Oppenheim Kapitalanlagegesellschaft inne. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit ihr darüber, wie ihr Joballtag aussieht, was sie an ihrer Tätigkeit besonders reizt, und wie sie Familie und Job unter einen Hut bekommt.

Frau Milz, sagen Sie uns, was Sie als Leiterin Institutional Asset Management bei Fidelity machen? Wie sieht Ihr Job-Alltag aus?
Mein Arbeitsalltag besteht im Wesentlichen aus 4 Komponenten: a) der Betreuung und Akquisition von Kunden, b) der Personalführung. Dabei steht das Coaching  meines relativ jungen Teams im Fokus. Ich berate meine Mitarbeiter, wie sie bestimmte Herausforderungen angehen können, c) Regulatorik, das ist mittlerweile ein nicht unerheblicher Teil meiner Arbeit. Denken Sie an Solvency II, MiFid II, Datenschutz und so weiter! d) Als viertes treibe ich übergeordnete unternehmensweite Initiativen, denn Teil der Kultur des familiengeführten Unternehmens ist es, sich für den Gesamterfolg zu engagieren.

Welche Themen sind das bei Ihnen?
Meine Herzensangelegenheit ist die Betreuung von Versicherungen. Mit den neuen Regularien war die Frage, wie unsere Value-Proposition in diesem Kunden-Segment  noch verbessert werden könnte. Ich habe zu diesem Zweck eine Initiative ins Leben gerufen und dazu Business Cases entwickelt.

Wie ist denn das Sales-Team bei Fidelity in Deutschland organisiert?
Unser institutionelles Team ist jeweils auf bestimmte Kundensegmente spezialisiert – auf Versorgungswerke, auf Unternehmen – diese Gruppe ist bislang am wenigsten reguliert -, und ich bin eben mit zwei Kollegen die Versicherungs-Spezialistin.

Im institutionellen Geschäft gibt es fast noch weniger Frauen als im Retail-Geschäft. Ist das für Ihren Arbeitsalltag eher positiv („oh, eine Frau!“) oder eher negativ („was will die denn hier?“)?
Ich nehme das positiv wahr. Eine von relativ wenigen Frauen zu sein war für mich bisher nie nachteilig. Ich hatte auch nie Schwierigkeiten, Termine bei potenziellen Kunden zu bekommen.

Wie kamen Sie auf die Idee, ins institutionelle Asset Management zu gehen?
Ich hatte zwar immer eine Affinität für Zahlen, aber als Schülerin hatte ich noch nicht den Wunsch, einmal ins Asset Management zu gehen. Ich habe VWL studiert. Während des Studiums habe ich in verschiedenen Bereichen der Finanzbranche gearbeitet und konnte dabei z.B. im Private Banking, im Investmentbanking und im internationalen Asset Management Erfahrung sammeln. Mir hat dann besonders das B2B-Geschäft gefallen, weil es sehr professionell ist. Asset Manager und Kunde agieren auf Augenhöhe. Im institutionellen Asset Management hatte ich dann auch meine erste offizielle Stelle.

Und wie kam es überhaupt, dass Sie sich für das Asset Management interessiert haben, und wie haben Sie Ihre Karriere in diese Richtung aufgebaut?
Dazu beigetragen hat sicherlich meine Zahlen-Affinität. Und dann bin ich nie den Weg des geringsten Widerstands gegangen, sondern habe mich immer von meinen Interessen leiten lassen – sei es in Sachen Sprachen, Kommunikation oder Finanzen. Das Interesse an Finanzen hat sich dann auch durch mein Studium ergeben. Dort haben mich für die Themen Portfoliomanagement, IPOs und Corporate Finance interessiert. Gereizt hat mich auch das Internationale an der Asset Management-Branche. So war ich z.B. während meines Studiums in den USA.

Hatten Sie auf Ihrem Karriereweg spezielle Förderer oder Vorbilder, die Ihnen geholfen haben?
Ja. Ich hatte immer sehr gute Chefs – insgesamt drei -, die unvoreingenommen und sehr ergebnisorientiert waren. Die Tatsache, ob ich eine Frau bin oder nicht, war dabei irrelevant. Sie haben viel mehr gesehen, wie ich meine Arbeit angegangen bin und welche Qualität ich abgeliefert habe. Daher hatte ich nie Zweifel, ob ich gegenüber Männern benachteiligt werden könnte. Das hat das Vertrauen in meine eigenen Leistungen  gestärkt. Außerdem hatte ich eine Kollegin, die mir gezeigt hat, wie wichtig es ist, auch auf sich selbst zu achten, sich selbst wahrzunehmen und seine eigenen Bedürfnisse zu äußern.

Was hat Sie ansonsten dabei unterstützt, mit klarer Orientierung Ihren Karriereweg zu gehen?
Für mich steht die Tätigkeit im Vordergrund, weniger die Position. Mir ist wichtig, dass die Arbeit interessant ist und ich Spaß daran habe, und dass ich mit meinem Team gute Ergebnisse abliefere. Das hat dazu geführt, dass ich mit der Zeit weitere Herausforderungen annehmen konnte. Das war eher ein natürlicher Prozess und weniger eine Strategie nach dem Motto „wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“, was ja in Job-Interviews oft gefragt wird. Der Erfolg in der Fachkarriere sorgt automatisch für Erfolg in der Führungskarriere, denn es lenkt die Aufmerksamkeit auf die eigene Leistung. Ich kann nicht beurteilen, ob das immer funktioniert. Ich hatte ja Chefs, die genau das gefördert haben.

Sie haben jetzt Fidelity als Arbeitgeber gewählt. Was gefällt Ihnen besonders am Arbeitsumfeld von Fidelity?
Fidelity ist für mich ein Haus mit einem unglaublichen Know How. Wir haben herausragende Investmentexperten, das ist beeindruckend und mitreißend. Auch die globale Komponente reizt mich sehr, denn sie macht die Arbeit noch abwechslungsreicher. Sehen Sie: Mein direkter Chef sitzt in London, und ich arbeite hier im Taunus. Das führt dazu, dass ich sehr selbständig arbeiten kann. Außerdem gefällt mir, dass Fidelity ein familiengeführtes Unternehmen ist. Vorher habe ich auch in einem familiengeführten Unternehmen gearbeitet. Mir gefällt daran, dass man dort langfristig denkt und vorausschauender agiert. In Konzernen steht mitunter die kurzfristige Perspektive stärker im Fokus

Internationale Unternehmen gewähren ja oft mehr Arbeitsflexibilität als rein deutsche. Spielt das für Sie auch eine Rolle?
Ja, Flexibilität erleichtert das Agieren im persönlichen Umfeld, und das ist mir wichtig. Ich habe zwei noch relativ kleine Kinder und mir war klar, dass ich zunächst auf Teilzeitbasis arbeiten wollte, da hatte ich einen ganz klaren Plan. Fidelity unterstützt mich dabei. Aktuell habe ich eine 70-Prozent-Stelle und kann teilweise vom Homeoffice aus arbeiten. Ich glaube, dass die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, bei Frauen generell gut ankommt. Fidelity ist hier sehr mitarbeiterorientiert und an einer langfristig guten Lösung für beide Seiten interessiert.

Wird das ganz konkret angesprochen, oder ergibt sich das im Tun?
Als ich das Team übernehmen durfte, wurde meine Situation und wie ich mir das Arbeiten vorstelle, ganz konkret angesprochen. Den Plan, wie es bei mir funktioniert, habe ich selbst ausgearbeitet, und er klappt zum Glück auch gut in der Realität. Es hilft dabei sehr, dass ich ein tolles Team habe, das das mit trägt. Wir können uns bei Fidelity von zu Hause einloggen und haben alle technischen Möglichkeiten wie Videokonferenzen oder Chats zur Verfügung. Das ist bei uns nichts Besonderes, denn die anderen Kollegen sitzen ja überall auf der Welt. Aber natürlich bin ich auch vor Ort im Büro und sehe mein Team direkt.

Sie sagten, dass Sie zwei relativ kleine Kinder haben. Wie bringen Sie für sich persönlich Familie und Job ins Gleichgewicht?
Bei vielen Dingen ist es eine Frage der Planung und der Organisation. Auch bei Familien mit Kindern ist der zeitliche Vorlauf üblicherweise lang genug, dass man die Dinge vernünftig planen kann. Wobei ich sagen muss, dass ich auch ein tolles Umfeld habe, auf das ich setzen kann. Mein Mann und ich halten uns gegenseitig den Rücken frei.

Glauben Sie, dass Mütter auch im Job besonders gut planen können?
Zumindest nutzen wir Mütter die Zeit, die wir bei der Arbeit verbringen, sehr effizient.

Many Thanks for the interview!

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

Corporate Partners