Anfang März wurde nach jahrelanger kontroverser Debatte die 30-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten von Großunternehmen eingeführt. Nun müssen die über 100 börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen sie ab 2016 umsetzen. Weitere 3.500 Unternehmen müssen sich verbindliche Ziele für die Erhöhung des Anteils von Frauen in den Führungsetagen setzen. Aktuell liegt der Frauenanteil in den Vorständen der DAX-30-Unternehmen bei 7 % (13 von 185 Vorstandsposten), und der Frauenanteil in den Aufsichtsräten bei 24,7 % – so das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Die Kontroverse bleibt, ob die Frauen, die jetzt in den Aufsichtsrat oder Vorstand eines Unternehmens befördert werden, als „Quotenfrauen“ abgestempelt werden. Das mag so sein, aber was sind die Alternativen? Viele Jahre wurde über eine Erhöhung der Frauenanteils in den Führungsebenen geredet, aber seit Ende 2012 sank der Frauenanteil in den Vorständen der DAX-30-Unternehmen sogar durchgehend von 7,8 % auf 5,5 % im Juli 2014, so das DIW. Es tat sich also nicht viel. Wie Sheryl Sandberg in ihrem Buch Lean In schreibt: „Das Versprechen von Gleichberechtigung ist nicht dasselbe wie tatsächlich existierende Gleichberechtigung.“

Was die Frauenquote daher bewirken soll und kann, ist ein kultureller Wandel. Dadurch, dass es qua Gesetz ab 2016 mehr Frauen in den Gremien geben wird, wird dies zunehmend als Normalität und nicht als Sonderfall wahrgenommen. Ein solcher kultureller Wandel findet vermutlich nicht von heute auf morgen statt, sondern dauert – vielleicht sogar eine ganze Generation. Der kulturelle Wandel soll nicht nur Männer dazu bewegen, vermehrt Frauen in ihre Netzwerke hineinzunehmen, sondern auch Frauen ermuntern, Chancen zu ergreifen und berufliche Herausforderungen anzunehmen.

Wenn dieser Wandel gelingt, werden wir eines Tages keine Quote mehr benötigen und können sie abschaffen. Aber solange wie Lippenbekenntnissen und Sonntagsreden keine Fakten folgen, wird die Frauenquote ein sinnvoller Steigbügel zu mehr Gleichberechtigung sein. Mögen uns die „Quotenfrauen“ dabei helfen und diesen Stempel ertragen!

Mit kollegialen Grüßen

Anke Dembowski

 

 

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und schreibt u.a. für die Magazine „Fonds Professionell“ und „Institutional Money“. Daneben ist sie Unternehmensberaterin und Dozentin für den Bereich Investmentfonds, und geschäftsführende Gesellschafterin der Fondsfrauen.

 

Text: Anke Dembowski

Foto: Daniela Prusina

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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