Sascha Beisheim ist bei Fidelity International Senior Sales Manager im Bereich Investment- und Pensionslösungen tätig. Für seine Tochter, die jetzt 18 Monate alt ist, und vor allem sich selbst hat er zwei Monate Elternzeit genommen. In zwei Interviews spricht er  mit Fondsfrau Anke Dembowski darüber, welche Erfahrungen er als Mann mit der Elternzeit gemacht hat und wie er diese Zeit im Nachhinein beurteilt. Hier der 1. Teil:

Herr Beisheim, Sie haben Elternzeit genommen. Wie lange eigentlich?
Ganz klassisch: Ich habe zwei Monate Elternzeit genommen, und habe mir das aufgeteilt in zwei Blöcke à einen Monat. Das war zum einen gut für mich, weil ich so in zwei verschiedenen Lebensphasen unsere Tochter erleben konnte, und zum anderen war es gut für meinen Arbeitgeber Fidelity. So war ich nicht zwei Monate am Stück raus, sondern eben nur zwei Mal vier Wochen.

Haben Sie Ihre Elternzeit allein oder gleichzeitig mit Ihrer Partnerin genommen? Und wie hat sich diese Situation angefühlt für Sie beiden?
Meine Frau war nach der Geburt unserer Tochter 15 Monate lang zu Hause. Meine zwei Monate Elternzeit haben wir zusammen verbracht. Die Situation, dass wir beiden 24/7 zusammen sind, kannten wir schon. Die Situation mit Kind war dann aber ganz anders. Wenn das Kind da ist, dann geht es primär nicht mehr um meine Frau oder um mich, sondern es dreht sich plötzlich alles um das Kind. Es braucht einfach die volle Aufmerksamkeit und Liebe. Es war eine ganz schöne Umstellung für uns beide, nachts und tagsüber nicht mehr 100% selbstbestimmt zu sein.

Wie haben Ihre Vorgesetzten und Ihr Job-Umfeld reagiert, als Sie mit dem Wunsch ankamen, in Elternzeit gehen zu wollen?
Ich habe im Januar 2016 bei Fidelity angefangen, und im April haben wir erfahren, dass wir Nachwuchs bekommen. Es gab dann einen entscheidenden Moment: Bei Fidelity in Kronberg gibt es eine Daddy-Group (#dadstuff), die von meinem Kollegen Tobias Lovelace organsiert wird, der selbst ein Kind hat. Dort saßen 14 Väter im Kreis und erzählten von ihren Erfahrungen. Die hatten teilweise Elternzeit genommen, teilweise nicht. Als ich in der Runde erzählte, dass wir Nachwuchs erwarten und ich mir etwas Sorgen mache, da ich so kurz nach meinem Job-Antritt mit dem Wunsch nach Elternzeit an meinen Chef herantreten würde, haben mich alle darin bestärkt, auf jeden Fall die Elternzeit zu nehmen. „Du wirst es sonst bereuen“, wurde mir immer wieder zugetragen. Einer der Teilnehmer erzählte, dass er früher bei einer anderen Fondsgesellschaft gearbeitet hat. Weil es zeitlich um die Geburt seines Kindes herum dort viele Umstrukturierungen gab, hatte er sich nicht getraut in Elternzeit zu gehen. Heute bereut er das, und meint, dass es eigentlich immer irgendwelche Umstrukturierungen gibt. Danach soll man nicht gehen. Die Arbeit geht weiter. Dieser Austausch hat mich ermutigt, auf meinen Chef zuzugehen.

Und, wie hat er reagiert?
Sehr gut! Er hat gesagt „natürlich machst Du das!“ Zu der Zeit war mein direkter Vorgesetzter Anfang Vierzig und hatte selbst noch kein Kind. Mein Chef-Chef war um die 50 und hat 3 Kinder. Es war überhaupt kein Problem; wir haben bei Fidelity eine sehr familienfreundliche Kultur. Im Nachhinein bin ich unheimlich froh, dass ich Elternzeit genommen habe, auch wenn ich mir anfangs Sorgen gemacht habe, wie das in der Firma ankommt. Es ist einfach gut, wenn man als Mann weiß was es bedeutet, 24 Stunden lang ein Kind zu betreuen.

Und wie haben Ihre Kunden reagiert?
Ich bin jetzt 35 Jahre alt. Ab und an sind die Entscheidungsträger auf der anderen Seite auch so zwischen 35 und 40 Jahre alt. Die verstehen das, haben teilweise selbst Elternzeit genommen. Und wenn doch mal eine Frage kam, dann habe ich zugesagt, dass ich auch in meiner Elternzeit immer mal in meine Mails schauen und sie beantworten würde.

Sie haben regelmäßig Ihre Mails gelesen und beantwortet?
Ja. Aber letztlich muss das jeder für sich entscheiden. Ich persönlich glaube, dass man da eine Balance finden muss. Oftmals müssen ja die Kollegen während der Abwesenheit eines anderen Kollegen mehr arbeiten. Das ist also ein Geben und Nehmen.

Was haben Sie während der Elternzeit gemacht? Sind Sie überwiegend zu Hause geblieben oder sind Sie mit der Familie verreist?
Wir haben in der Zeit tolle Reisen unternommen. Im ersten 4-Wochen-Block meiner Elternzeit waren wir mit Kind in Südafrika unterwegs. Die Kleine hat das super mitgemacht, auch wenn man spätestens nach dem 12-Stunden Flug mit dem Kind urlaubsreif ist (lacht). Ich muss sagen: Urlaub wird jetzt mit Kind neu definiert. Es ist primär kein Erholungs-Urlaub mehr, sondern eher ein Kennenlern-Urlaub. Ich unterhalte mich oft mit meiner Frau darüber, dass man keinen Führerschein für ein Kind vorher macht. Mit Kind macht man die erste Fahrstunde sofort ohne Fahrlehrer im dichten Stadtverkehr. Daher ist eine gemeinsame Zeit mit Kind so wertvoll, da man voneinander viel lernen kann. Zusätzlich lernt man aber nicht nur voneinander, sondern man lernt sich selbst, die eigene Frau, das Kind kennen, aus einer ganz neuen Perspektive. Im zweiten 4-Wochen-Block waren wir in Brasilien unterwegs.

Toll! Vielen Dank für diesen 1. Teil des Interviews! Ich freue mich auf den zweiten, in dem wir dann auch über den Wiedereinstieg in den Job nach Ihrer Elternzeit sprechen werden!

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

Corporate Partners