Ja, es gibt ihn, den Gender-Pay-Gap, und er wurde auch hinlänglich nach verschiedenen Bestimmungs-Faktoren untersucht. So lässt sich ein Teil des Gehaltsunterschieds zwischen Frauen und Männern mit der höheren Teilzeit-Quote von Frauen erklären, ein anderer Teil mit der geringeren Erwerbserfahrung auf Grund von Familienzeiten und ein weiterer Teil durch geringere Teilhabe an Führungspositionen von Frauen. Summa summarum ist es sicherlich richtig, eine komplexe Kombination zugrunde liegender Faktoren hinter dem Gender-Pay-Gap zu vermuten.

Ein gewisser Teil lässt sich auch durch unterschiedliche bevorzugte Berufsfelder von Frauen und Männern erklären. Ein simpler Blick in die Statistik der beliebtesten Studienrichtungen von Frauen und Männern deutet darauf hin, dass auch darin ein guter Teil des späteren Gender-Pay-Gap liegt.

Während Männer gut bezahlte technische Berufe bevorzugen…
So berichtet die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ dass bei Männern die fünf beliebtesten Studienfächer im Wintersemester 2015/2016 Betriebswirtschaftslehre, Maschinenbau, Informatik, Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen sind. Dabei handelt es sich durchweg um Studienrichtungen, mit denen sich später leicht ein gut bezahlter Vollzeitjob finden lassen sollte, vorausgesetzt, man muss sich nicht gerade mit grausigen Noten bewerben.

… machen Frauen lieber was mit Menschen oder Sprachen
Frauen haben laut „Wirtschaftswoche“ mit den Fächern Betriebswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften und Allgemeinmedizin zwar auch Lieblings-Studienrichtungen, mit denen sich später relativ leicht gut bezahlte Jobs finden lassen sollten. Allerdings finden sich unter den zehn beliebtesten Studienfächern der Frauen auch Fächer wie Germanistik, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Soziale Arbeit und Anglistik.

Quelle: Wirtschaftswoche 43/13.10.2017, S. 22

Bei den Ausbildungsberufen verhält es sich nicht anders, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigt. Während männliche Auszubildende im Jahr 2016 überwiegend auf eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker, Elektroniker, Anlagenmechaniker oder Fachinformatiker setzten, bevorzugten weibliche Auszubildende eher Ausbildungsberufe, bei denen man sich die Finger nicht schmutzig macht, in denen sie aber aller Voraussicht nach im Schnitt deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Altersgenossen: Kauffrau für Büromanagement, medizinische oder zahnmedizinische Fachangestellte oder Kauffrau im Einzelhandel lagen hier in der Beliebtheitsskala ganz vorne.

Quelle: Präsentation von Hans-Peter Klös, Institut der deutschen Wirtschaft Köln, vom 23.11.2017 „Wirtschaftspolitische Implikationen der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern“.

Mädchen zu den MINT-Fächern ermutigen!
Angesichts der unterschiedlichen Berufswahl von Mädchen und Jungen rät das Institut der deutschen Wirtschaft Köln, die Förderaktivitäten für eine geschlechtsneutrale Berufswahl zu verstärken und das Bewusstsein der Absolventen für die Nutzung von Informationen über Karrieremöglichkeiten und Gehaltsaussichten zu schärfen.

Und wir Fondsfrauen raten: Sagt Euren Töchtern und anderen jungen Frauen, die Ihr kennt, dass sie bei der Studien- und Berufswahl auch auf die späteren Verdienstmöglichkeiten achten sollen. Das führt vermutlich schneller zu einer Reduzierung des Gender-Pay-Gap als nur die unterschiedliche Bezahlung von sozialen und technischen Berufen anzuprangern.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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