Nur 9,25% der Fondsmanager von Fonds, die man in Deutschland kaufen kann, sind weiblich. Dies haben die „Fondsfrauen“ in einer Ende Februar veröffentlichten Studie herausgefunden.

Untersucht wurden 6.968 Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind. Das verwaltete Vermögen dieser Fonds beträgt insgesamt 3,143 Billionen Euro. Die Datenbasis stellte Morningstar zur Verfügung.

Von den 6.968 Fonds, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen sind, sind laut Datenbank 10.250 Fondsmanager-Namen bekannt. Das fehlende Gender-Datenfeld haben die Fondsfrauen an Hand der Vornamen ergänzt. In der Studie werden Fondsmanager, die mehrere Fonds betreuen, entsprechend mehrfach gezählt.

7,0% des Gesamt-Fondsvolumens aller in Deutschland zugelassenen Fonds werden von rein weiblichen Management-Teams verwaltet
Die Studie fördert Weiteres zu Tage: Von den 6.968 betrachteten Fonds werden nur 359 von rein weiblichen Teams verwaltet. Diese verwalten insgesamt 220 Mrd. Euro, was 7,0% des Gesamtvolumens ausmacht. Der viel größere Teil – nämlich 5.328 Fonds – wird von rein männlichen Teams verwaltet. Diese weisen zusammen ein Volumen von 2.615 Mrd. Euro auf, was 83,2% des Gesamtvolumens entspricht. Die restlichen 501 Fonds werden von gemischten Teams verwaltet (308 Mrd. Euro = 9,8% des Gesamtvolumens).

Frauen performen ebenso gut wie Männer
Die Fondsfrauen haben überlegt, welche Gründe es für die deutliche Unterrepräsentierung von Frauen im Fondsmanagement geben könnte. Dazu haben sie untersucht, ob es womöglich an der Performance liegt, konnten diesen Verdacht aber widerlegen. Vom erreichten Ergebnis macht es keinen signifikanten Unterschied, ob ein Fonds von einem rein männlichen, rein weiblichen, oder von einem gemischten Team verwaltet wird.

Für diese Untersuchung musste eine relative Kennzahl verwendet werden, weil ansonsten Performance-Unterschiede insbesondere durch die unterschiedlichen Assetklassen erklärbar sind. Die Fondsfrauen haben daher das Morningstar-Rating über 3 Jahre herangezogen, um die Wertentwicklung vergleichbarer Fonds unter Berücksichtigung von Kosten und Risiken zu werten. Bei der Untersuchung kam heraus, dass rein weibliche Management-Teams im Schnitt 2,96 Sterne erhielten, rein männliche Teams 2,95 Sterne und gemischte Teams 2,96 Sterne. Somit ist kein gender-spezifischer Unterschied in der Performance erkennbar.

Eine weitere Analyse fördert allerdings zu Tage, dass die Ergebnisse – gemessen an den Ratings – bei männlichen Fondsmanagern etwas breiter streuen als bei weiblichen. Offenbar gehen männliche Fondsmanager mehr Risiken ein und liegen damit mal besser und mal schlechter als ihre weiblichen Kolleginnen.

Frauen managen im Schnitt größere Fonds
Überraschend war das Ergebnis, dass Frauen im Schnitt größere Fonds managen als männliche Fondsmanager. So beträgt das durchschnittliche Fondsvolumen von rein weiblich verwalteten Fonds 613,24 Mio. Euro, während das durchschnittliche Volumen von rein männlich verwalteten Fonds 490,79 Mio. Euro beträgt. Das durchschnittliche Fondsvolumen von gemischtgeschlechtlichen Management-Teams ist noch größter und liegt bei 615,29 Mio. Euro.

Eine mögliche Erklärung für das größere Volumen von weiblich gemanagten Fonds liegt in unterschiedlichen Assetklassen, die von Frauen und Männern tendenziell häufiger gemanagt werden. Auffällig ist beispielsweise, dass unter den 10 größten Fonds, die von rein weiblichen Teams verwaltet werden, sehr viele Geldmarktfonds und ETFs sind. Diese haben oft ein höheres Volumen als andere Fonds.

6,6% der namentlich bekannten Fondsmanager von deutschen Fonds sind weiblich
Enttäuscht sind die Fondsfrauen über die auffällig niedrige Frauenquote speziell unter den Fondsmanagern von Fonds mit deutscher ISIN-Nummer. Von den 661 Fonds auf der Morningstar-Datenbank, die in Deutschland domiziliert sind, werden nur 31 (4,7%) von rein weiblichen Teams verwaltet. Dahingegen werden 595 (90%) deutsche Fonds von rein männlichen Teams und 35 (5,3%) von gemischten Teams gesteuert.

Die Fondsfrauen untersuchten in ihrer Studie aber nicht nur die einzelnen Fonds, sondern auch die namentlich bekannten Fondsmanager. Von den 661 Fonds, die in Deutschland domiziliert sind, sind 1.011 Fondsmanager namentlich bekannt. Darunter sind nur 67 (6,6%) Frauen und 944 (93,4%) Männer.

Dieses Ergebnis finden die Fondsfrauen besonders bedauerlich, da der Anteil der weiblichen Fondsmanager von in Deutschland domizilierten Fonds damit gegenüber der Betrachtung von 2014 sogar zurückgegangen. Damals waren es 8,42%.

Dem sind die Fondsfrauen in ihrer Analyse auf den Grund gegangen. Die Fondsmanagerinnen, die zwischen der Untersuchung 2014 und der von 2015 aus dem Sample gefallen sind, arbeiten größtenteils noch weiter in der Fondsbranche. Sie haben aber bespielsweise von einem Fonds mit deutscher ISIN-Nummer auf einen Fonds mit luxemburgischer ISIN-Nummer gewechselt oder managen jetzt institutionelle Mandate und keinen Publikumsfonds mehr.

Die Fondsfrauen tun aber einiges, um den Anteil der weiblichen Fondsmanager zu erhöhen: Beispielsweise suchen sie den Dialog mit weiblichen Fondsmanagerinnen und stellen sie auf ihrer eigenen Website und in den Medien vor. Auf diese Weise soll ihre Wahrnehmung erhöht werden. Außerdem führen die Fondsfrauen Interviews mit Fondsmanagerinnen, um das Berufsbild bekannter zu machen und das Interesse von weiblichen Hochschulabsolventen zu erhöhen.

Die komplette Auswertung der Studie ist erhältlich über info@fondsfrauen.com

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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