Feedback – das ist einer der Begriffe, die Sie am häufigsten hören, wenn es um Führungskompetenz und –werkzeuge geht. Selbst Fernsehformate leben vom gnadenlosen Feedback eines Dieter Bohlen, dekoriert mit den Nettigkeiten einer meist besonders hübschen Jurorin… Doch selbst diese Watschen lassen sich noch perfektionieren, speziell wir Frauen können noch wirksamer werden in der Destruktivität. Dipl. Psychologin Chris Wolf verrät Ihnen, wie Sie die destruktive Kraft von Feedbacks auf die Spitze treiben.

Feedbacks von und für Damen sind besonders sensibel, teils aufgrund der Erwartungen an uns (nett und sanft und sozial-kompetent), denen wir bestens zuwiderhandeln können. Teils aufgrund einer vermutlich anderen Machtsensitivität, die besonders die hierarchische Schwerkraft noch wirksamer missbrauchen lässt..  Dadurch haben wir einfach viel bessere Chancen, richtig schön lähmende Feedbacks zu platzieren.

Tipp 1: Urplötzlich und zwischen Tür und Angel die Feedbackblase platzen lassen
Willkür ist ganz entscheidend, damit Ihre Feedbacks ihre lähmende und zerstörerische Kraft entfalten können. Achten Sie darauf, dass Ihr Gesprächspartner keine Zeit oder Ruhe für ein ausführliches Gespräch hat. Dadurch lassen Sie ihm keine Chance, sich vorzubereiten. Interessiert zuhörende Zeugen sind hier eine feine Ergänzung.

Tipp 2: Opfer über Wertschätzung komplett im Unklaren lassen
Je mehr Ihr Gesprächspartner während des Gespräches überlegt, wie Ihre Wertschätzung ihm gegenüber aussehen mag, desto durchschlagender die Kraft von Feedback mit negativem Inhalt. Hier kann man wechselweise  besonders nett und besonders nachdenklich wirken, das verwirrt weiter.

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Tipp 3: Lähmende Regeln
Feedbackregeln sind herrlich. Nutzen Sie sie dazu, dass Ihr Opfer nichts sagen darf, da dies ja gegen die Regeln wäre! Es sind ja anerkannte Regeln und jeder weiß, dass dies so richtig ist! Die gängigen Feedbackregeln finden Sie leicht via Google. Ein tolles Plakat oder eine wichtige laminierte Karte hilft Ihnen, auf das Einhalten der Regeln zu drängen, speziell darauf, dass der Gesprächspartner schweigend und dankbar-demütig Ihre wichtigen Aussagen zur Kenntnis nimmt.

Tipp 4: Die geheime Kraft der Negation
Sagen Sie so oft wie möglich, was Ihr Feedback nicht ist. Das ist eine pfiffige Art, um genau diese Bilder in den Kopf des Feedbacknehmers zu transportieren, damit er schon mal genau in die Richtung denkt. Selbstverständlich ist Ihr Feedback  keine Kritik, keine Abwertung der Person und schon gar kein Angriff auf die Persönlichkeit des Anderen.

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Tipp 5: Seien Sie so vereinnahmend als möglich
Vorwürfe öffnen den Anderen erst so richtig, dadurch begreift er ja am besten, worum es Ihnen geht. Keinesfalls in Dosis und Aussage auf den Feedbacknehmer abstimmen, sondern immer frisch heraus damit! Verallgemeinerungen sind empfehlenswert: „Immer sind Sie so…..!“.  Hier können Sie auch bestens etwas Aggression im Sinne des „alten Ärgers“ daruntermischen  und immer mal wieder die ollen Kamellen, die Sie schon seit Jahren feedbackend einsetzen. Das hilft, jede Änderungsbereitschaft  wirksam zu verhindern. Gerne nutzen Sie immer wieder die gleichen Beispielgeschichten: „Wissen Sie noch? Damals hatten Sie diese Auseinandersetzung mit der Dame vom Servicecenter. Immer sind Sie so wenig konfliktfähig!“

Tipp 6: Die einzig angemessenen Sichtweise haben Sie!
Die Magie lähmenden Feedbacks entsteht ja daraus, dass man selbst die Dinge richtig sieht und der Andere eben nicht. Das muss in Ihren Formulierungen vielleicht subtil, aber doch auf jeden Fall klar rüberkommen. Nur Ihre Sichtweise der Dinge zählt, da gibt es gar keine Diskussion. Sie erlauben Ihrem Gesprächspartner einen wertvollen Einblick in die korrekte Sichtweise. Dazu ist es besonders wichtig, dass er Ihre Sicht angemessen demütig staunend anhört.

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Tipp 7: Nutzen Sie Lob, um den Anderen  intelligent zu demütigen
Lob ist toll und sehr wirksam, um die Durchschlagkraft Ihres Feedbacks zu steigern. Am besten platzieren Sie es direkt an den Anfang des Gesprächs und ans Ende, man nennt dies die Sandwich-Technik. Achten Sie darauf, dass das Lob sich auf recht Unerhebliches bezieht. Man kann nach dem herrlich zerstörerischen Feedbackpart z.B. enden mit: „Aber ich muss dann doch noch einmal loben…“. Hier empfiehlt sich besonders, das Lob mit mütterlich-fürsorglichem Tonfall vorzutragen.

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Tipp 8: Tun Sie so, als böten Sie an, ganz offen Feedback entgegenzunehmen
So, als seien Sie plötzlich nicht mehr die Chefin: „Natürlich können Sie mir auch noch kurz konstruktives Feedback geben! “ „Tun Sie einfach mal so, als wäre ich nicht Ihre Chefin! So ganz von Mensch zu Mensch.“ Das gibt Ihnen eine großartige Chance, zwischendrin Ihrem Gesprächspartner noch weitere lähmende und destruktive Feedbacks zuteilwerden zu lassen.  Macht ignoriert man am besten – wenn man „oben“ ist.

(Illustrationen: Luisa Preißler)


foto-chris-wolfAbout the author:
Chris Wolf arbeitet arbeitet als Diplom-Psychologin seit über 15 Jahren in Beratung und Training. Themen aus Marketing, Führung, Verkauf und Kommunikation mit Patienten/Angehörigen sind dabei das Thema. Feedback spielt in ihrer Beratungs- und Trainingsarbeit eine essenzielle Rolle und Struktur und kulturelles Umfeld solcher Äußerungen sind ihr ein Herzensanliegen.

Foto: Chris Wolf

Sie hat zum Thema Feedback auch ein Buch geschrieben, das wir demnächst hier vorstellen wollen:
FeedBack, Nur was erreicht, kann auch bewegen
von Chris Wolf, Heinz Jiranek
Verlag: BusinessVillage 2014 ISBN: 978-3-86980-279-4
24,80 Eur[D] / 28,50 Eur[A] / 28,70 CHF UVP

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