Die Damenwelt scheint recht zäh zu sein. Von den 2016 in Deutschland geborenen Mädchen wird nahezu ein Viertel das Alter von 100 Jahren erreichen. Fast 90 % werden das Jahr 2100 erleben. Bei den Jungen hat ein Sechstel die statistische Chance auf den 100. Geburtstag. 82 % werden den nächsten Jahrhundertwechsel feiern können. Dies erklärt Prof. Dr. Eckart Bomsdorf vom Institut für Ökonometrie und Statistik an der Universität zu Köln im Gespräch mit dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) hin.

Viele schätzen aber intuitiv ihre Lebenserwartung als zu niedrig ein, was ein häufiges Problem bei der Gestaltung der Altersvorsorge ist. Nicht selten müssen nach dem Renteneintritt 30 oder sogar mehr Jahre finanziell gestaltet werden. Dass die Lebenserwartung als zu gering angesetzt wird liegt daran, dass die Lebenszeit der Eltern oder Großeltern zum Vergleich herangezogen und dabei die Zunahme der Lebenserwartung von Generation zu Generation ausgeblendet wird.

Bei der Beratung zur Altersvorsorge ist zu berücksichtigen, dass sich mit der zunehmenden Lebenserwartung auch die durchschnittliche Rentenbezugsdauer erhöht. 1960 standen Lebensarbeitszeit und Rentenzeit im Verhältnis von etwa 4:1, heute beträgt dieses Verhältnis 2,25:1. Im Jahr 2060 würde dieses Verhältnis bei 1,9 zu 1 liegen, wenn keine weitere Anpassung erfolgt, erklärt Bomsdorf. Das Langlebigkeitsrisiko lässt sich beispielsweise über eine Rentenversicherung absichern. Bei Fonds-Lösungen sollte die erwartete Lebenslänge nicht zu knapp kalkuliert werden, auch auf die Gefahr hin, dass am Ende des Lebens noch Geld „übrig“ ist.

Unterschiedliche Prognose-Methoden zur Lebenserwartung
Vorsicht ist bei der Verwendung von Statistiken geboten: Häufig ist nicht klar, dass Periodensterbetafeln, wie sie zum Beispiel vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht werden, die Entwicklung der Sterblichkeit in der Zukunft nicht berücksichtigen. Aussagekräftiger sind Generationensterbetafeln. Der Unterschied ist folgender: Die in einer Querschnitts- oder Periodensterbetafel ausgewiesene Lebenserwartung entspricht der durchschnittlichen Zahl von weiteren Jahren, die eine in einem bestimmten Alter lebende Person nach den im Beobachtungszeitraum geltenden Sterblichkeitsverhältnissen noch leben würde. Eine Veränderung der Sterblichkeitsverhältnisse in der Zukunft wird hierbei nicht berücksichtigt.

Eine Generationensterbetafel stellt hingegen einen zukunftsorientierten Längsschnitt dar. Für eine Generationensterbetafel für den Geburtsjahrgang 2016 werden demnach die einjährigen Sterbewahrscheinlichkeiten für Neugeborene 2016, für Einjährige 2017, für Zweijährige 2018 und so weiter benötigt. Daraus wird in einem weiteren Schritt dann die Lebenserwartung berechnet. Die Veränderung der Sterblichkeitsverhältnisse in der Zukunft wird hierbei nach einem bestimmten Modell berücksichtigt. Die so bestimmte Lebenserwartung ist höher als die nach der Periodensterbetafel ausgewiesene, da die einjährigen Sterbewahrscheinlichkeiten historisch gesehen immer weiter zurückgehen, so Bomsdorf im Interview mit dem DIA.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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