Barbara Rojahn gründete 1993 ihr Beratungsunternehmen „FrauenFinanzBeratung“ in Stuttgart. Im Interview mit Fondsfrau Anke Dembowski spricht sie darüber, wie sich die Finanzberatung über die Jahre verändert hat, und was junge Frauen, die sich als Finanzberaterin selbständig machen wollen, beachten sollten. Das Interview besteht aus zwei Teilen; dies ist der zweite, und zum ersten geht es here.

Barbara, Du hast Dich 1993 mit der Barbara Rojahn Finanzberatung selbständig gemacht. Vorher warst Du freie Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Uni Hannover. Was hat Dich zu dem Schritt in die Selbständigkeit bewegt?
Ich musste ja meinen Karriereplan ändern und neu aufbauen. Ich wollte trotz unserer Kinder meinen eigenen beruflichen Erfolg haben, etwas bewegen und mich weiterentwickeln. Angesichts der schlechten Kinderbetreuungsmöglichkeiten und dem Leben auf dem Land, kam für mich nur die Selbständigkeit in Frage. Mir war nämlich klar, dass ich als Teilzeitbeschäftigte mit drei kleinen Kindern niemals Karriere machen würde. Ich wollte meine Power sowie meine Ausbildung und Berufserfahrung nutzen, um etwas auf die Beine zu stellen.

Stellt Finanzberatung auch heute noch einen Beruf dar, den man als Mutter gut machen kann?
Auf jeden Fall, denn den zeitlichen Rahmen für die Kundentermine bestimmt die Beraterin selbst, und die Vor- und Nacharbeit bzw. Recherche und Webinare zur Weiterbildung können erledigt werden, wenn die Kinder im Bett sind oder auf dem Sportplatz. Nur zwei Dinge braucht die Frau: eine Toporganisation und eine große Selbstdisziplin – ohne geht es nicht. Bei kleinen Kindern kommt noch eine zuverlässige Kinderbetreuung hinzu. Das ist alles kein Spaziergang, aber es lohnt sich, denn spätestens wenn die Kinder groß sind, freut man sich über den eigenen Erfolg und, dass man das spannende Berufsleben nicht verpasst hat. Nicht zu vergessen ist das aufgewertete Standing innerhalb der Familie.

Die Finanzberatung selbst hat sich verändert. Ich weiß, früher hast Du Vorträge an Volkshochschulen und in Unternehmen gehalten, um Kunden zu akquirieren. Überhaupt, stand die Neukunden-Gewinnung früher im Vordergrund. Ist das heute auch noch so?
Obwohl Da unser Unternehmen jetzt 25 Jahre besteht und eine sehr gute Reputation hat, bleibt die Kundenakquise wichtig, aber sie steht nicht mehr im Vordergrund. Neue Kundinnen kommen von selbst, weil unsere langjährigen und zufriedenen Kunden uns und unsere Beratung weiter empfehlen.

Früher hat man in der Beratung mehr über einzelne Fonds gesprochen: Ist der Thailand-Fonds besser oder der Korea-Fonds? Was hat sich hier in der Finanzberatung geändert? Heute sprechen wir nicht mehr über einzelne Fonds und Länder, sondern über Strategien. Dadurch erschließen sich ganz andere Möglichkeiten der Geldanlage. Zum Beispiel bestehen unsere Strategiedepots in der Regel aus 20 sehr unterschiedlichen Fonds von 20 verschiedenen Fondsgesellschaften und Banken. Dadurch, dass 20 Fondsmanager und Fondsmanagerinnen die einzelnen Fonds unserer Strategiedepots managen, erreichen wir eine sehr hohe Risikostreuung. Diesen Personen überlassen wir das Market-Timing und die Länder-Allokation. Nur in unserer reinen Aktien-Strategie entscheiden wir selbst, in welchen Ländern das Geld über ETF’s investiert wird. Hinzukommt ein regelmäßiges Rebalancing, was früher technisch gar nicht möglich gewesen wäre.

Und ist jetzt alles besser als früher?
Vieles ist inzwischen besser und einfacher als früher, aber die Bürokratie und der Beratungsaufwand sind deutlich umfangreicher geworden.

Würdest Du heute jungen Frauen empfehlen, eine Finanzberatung speziell für Frauen zu gründen? Oder zu was rätst Du jungen Frauen, die sich jetzt in dieser Richtung selbständig machen wollen?
Ich würde den Frauen immer empfehlen, eine Finanzberatung für Frauen zu gründen, sofern sie Spaß daran haben. Ich war am Anfang sehr skeptisch und halte es heute für die beste Entscheidung in meinem Berufsleben. Die Nachfrage nach der Beratung von Frauen für Frauen steigt rasant an, das merken wir täglich. Außerdem gibt es deutschlandweit viel zu wenige Beraterinnen, und einige davon gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand.

Was ist der richtige Weg, sich heute als Beraterin selbständig zu machen?
Bei der Selbständigkeit gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Beraterin steigt bei einer älteren Kollegin mit ein, sollte dabei aber darauf achten, dass dies ein gut geführtes Büro mit seriösen Geschäftspraktiken und Kundinnen aus allen Altersgruppen ist. Oder die junge Frau springt ins kalte Wasser und baut sich selbst einen Stamm an Kundinnen auf. Dabei muss sie aufpassen, dass sie vor lauter Bürokratie auch noch Zeit für die Beratung hat. Ohne Bürokraft geht es eigentlich heute gar nicht mehr. Kundinnen gewinnt sie am besten über Vorträge und gute Präsens in Frauennetzwerken.

Eine persönliche Frage: Wie gehen Deine Töchter mit Geld um? Hat Dein Einfluss gewirkt?
Unsere Kinder haben früh gelernt, mit Geld umzugehen, denn bereits mit dem Taschengeld mussten sie haushalten. Durch kleinere Arbeiten oder später durch Nachhilfeunterricht konnten sie sich etwas hinzuverdienen, um sich Dinge zu leisten, die wir ihnen als Eltern nicht schenkten. Für meine Töchter glaube ich wohl ein gutes Vorbild zu sein. Unsere älteste Tochter zum Beispiel fing nach 6 Monaten Babypause gleich wieder an zu arbeiten. Selbstverständlich gebe ich allen Dreien regelmäßig Tipps zu Geldanlage und Absicherung. Als Schulkinder haben sie eine Zeit lang Hefte mit Aktienkursen geführt, die sie morgens aus der Zeitung abschrieben.

Thank you very much for this interesting interview!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski is a financial journalist and author of various investment fund-related and other financial books. She is also a co-founder of the "Fondsfrauen" network.

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