„Zum Wohl!“, sagen wir zueinander, während von den Weingläsern ein schöner Klang im Nachgang zu hören ist. Ich bin mit einer institutionellen Investorin auf einen After Work-Drink verabredet. Nicht lange dauert es, bis uns drei Herren, die ebenso an der Bar sitzen, ein gutes Glas Rotwein zukommen lassen. Während wir daraufhin die Gläser im neuen Kreise erheben, fällt mir eine lustig-knifflige Frage ein, die ich sogleich in die Runde werfe: „Wenn fünf Leute untereinander, jeder mit jedem sein Glas anstößt „klingt“ es wie oft?“

„25 Mal – das ist doch klar!“, selbstsicher und wie aus der Pistole geschossen verkündigt der Herr neben mir seine Lösung. Lakonisch sein Companion darauf: „Also, ich möchte mich heute amüsieren, und habe wirklich keine Lust zu rechnen.“ Der dritte im Bunde schweigt. Die Investorin überlegt, rechnet laut vor sich hin und sagt darauf. „Sorry, ich muss passen, ich weiß es leider nicht. Wie lautet die Antwort, Frau Bertolini?“

Ich hole zur Antwort aus, da fällt mir Mr. „Hybris“ ungeniert ins Wort. „Dieses Jahr werde ich wieder einmal in Griechenland Urlaub machen. Ich freue mich darauf – obwohl ich genügend Grund zum Ärgern hätte. Einerseits haben die Griechen in den letzten Jahren auf unsere Kosten gelebt, und es andererseits nicht fertiggebracht, die finanzielle Situation auch nur im Kleinsten zu verbessern.“ Ich lasse höflichkeitshalber meine Antwort des Ratespiels außen vor und gehe auf seine Aussage ein. „Ich habe da ein positiveres Bild von den Maßnahmen, die Griechenland bereits eingeführt hat. Die Griechen haben den Mindestlohn gesenkt, Teilentlassungen im Staatsdienst durchgeführt, Privatisierungen ins Leben gerufen. Sie haben die Zulassung zu einigen Berufen dereguliert und vor allem wurden bestimmte Gerichte eingeführt, die sich auf Steuerfälle konzentrieren, um die Steuereinnahmen zu verbessern, was ja das Hauptproblem Griechenlands ist. Klar, sie sind noch immer hochverschuldet, und es ist immer noch das Dreifache dessen, was Ökonomen für langfristig tragbar halten, aber dass sie nichts getan haben, kann man eigentlich nicht sagen.“ Meine Sichtweise offen kundzutun, scheint ihn zu stören. Drei männliche Augenpaare blicken mich verständnislos an und es kommt zu einem brachialen Showdown. Die drei Herren drehen sich abrupt um und gesellen sich anderweitig. Ich bin verdutzt und blicke zur Investorin.

Diese kichert vergnügt und zwinkert mir zu: „Es gibt eben Männer, die tun sich ein bisschen schwer mit Frauen, die etwas mehr wissen!“

Während ich mit der Investorin weiter im Gespräch versinke, fällt mir Angela Merkel ein und ich habe die Lösung: In Zukunft werde ich besser nach dem „Merkelschen-Kamel-Prinzip“ vorgehen: Weiterhin Know-how-Reserven anlegen, dies aber in solchen Fällen wie diesen nur ganz dosiert einsetzen. Vielleicht schaffe ich es dann ja mal bis in eine zweite Rotweinrunde?!

Unterschrift

 

PS:       Formel (5 *(5-1))/2 = 10 Klänge bei 5 Personen

 

Barbara Bertolini schreibt anekdotisch über ihre Kommunikationserlebnisse mit Männern und Frauen in der Finanzbranche

Bilderrechte: www.stefanjoham.com

 

 

 

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