Wer auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für die gute Freundin ist, die einen gewissen Sinn für scharfzüngigen und trotzdem höchst optimistischen Humor hat, der könnte hier richtig liegen. Ach ja, über 40 sollte besagte Freundin auch sein, denn das Buch ist „Ein Manifest für alle über 40, die planen, die nächsten 60 Jahre zu den besten ihres Lebens zu machen!“ Autorin Désirée Nick prangert an: „Keiner tritt für uns ein. Weder die alten weißen Männer springen uns zur Seite noch die Mediengesellschaft. Offiziell müssen wir uns entschuldigen und uns rechtfertigen, warum wir überhaupt noch mitmischen.‘‘ Insbesondere mit dem TV-Business geht sie scharf ins Gericht. „Begehrenswert zu sein, wenn man bereits die Wechseljahre hinter sich gelassen hat, das war in der Evolution nicht vorgesehen. Im TV auch nicht.“
Gewohnt bissig, witzig und kontrovers schreibt Nick in ihrem Buch „Alte weiße Frau“. Sie zeigt, wie man elegant älter wird, völlig ohne zum alten Eisen zu zählen. „Selbst im strengen Business-Nadelstreifenanzug sehe ich aus wie Marlene Dietrich. Eigentlich bin ich der absolute Burner im Hosenanzug. Geschlechtsspezifische Nichtkonformität war immer ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens“, konstatiert sie selbstbewusst, und prangert an: „Wer nicht dem festzementierten Bild einer Gaga-Oma ab 50 entspricht, der muss sich gefallen lassen, dass Seitenhiebe wie „GILF“ oder der Stempel ‚attraktiv für dein Alter‘ jedes Kompliment trüben.“
- Titel: Alte weiße Frau. Warum Falten kein Knick im Lebenslauf sind. Das Anti-Ageism-Buch
- Autorin: Désirée Nick
- ISBN: 978-3328110392
- Preis: € 18,00 (D.)
- Broschiert, 288 Seiten
- Erschienen: September 2023
Désirée Nick gilt als die Grande Dame der provokanten Unterhaltung. Die eine oder andere mag es als gewagt empfinden, dass sie im Oktober-Playboy 2023 knapp bekleidet auf der Titelseite posierte. Aber das muss man mit Mitte 60, erst mal können! Sie schreibt dazu: „Blankziehen mit 20 ist wahrlich keine Kunst, aber nach der Rente, da wird es interessant. Und ich mache keinen Hehl daraus, das ich mich aus rein feministischen Motiven dafür hergebe. Es ist ein Kampf um die Akzeptanz als AWF in einer bunten Welt – ja, man hat uns vergessen!“
Drill und Disziplin ist sie von Jugend an gewöhnt, schließlich ist sie ausgebildete Balletttänzerin. Im Ensemble der Deutschen Oper Berlin hat sie getanzt, ebenso wie in der Bayerischen Staatsoper München. Revuegirl im Pariser Lido war sie auch. Heute ist sie vor allem Unterhaltungskünstlerin, Schauspielerin und Teilnehmerin bei Reality-Shows. Was vielleicht nicht viele von ihr wissen, ist, dass sie katholische Theologie für das Lehramt studiert und einige Jahre unterrichtet hat. Fest steht, dass sie sich in keine Schublade stecken lässt, so vielseitig ist sie.
Sie gibt in ihrem Buch auch viele optimistische Ausblicke: „Ich sage euch eins: 60 ist genauso wie 30 – nur mit mehr Geld! Proportional zum Älterwerden haben sich meine Erfolge, Latifundien, Pfründe, Aktien, Besitztümer, Couture-Outfits, Schuhschränke und Handtaschen potenziert. Als ich jung war, hatte ich gar nix.“ Auch an prominenten Beispielen spart sie nicht: Maye Musk, die Mutter von Elon Musk, die erst mit 75 richtig durchstartet oder Brigitte Macron, die als Premier Dame Frankreichs neben ihrem 25 Jahre jüngeren Ehemann hochelegant und würdevoll das volle Pensum einer Präsidentengattin absolviert. Oder Nancy Pelosi, bis 2023 Sprecherin des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, die mit 83 hervorragende Arbeit leistet.
Und noch ein Tipp von Désirée Nick: „Immer hübsch zwei heimliche Konten anlegen: eins für das Scheidungsverfahren, eins für die Schönheitsoperationen. So ist man gegen die Unbill des Lebens bestens gerüstet.“
Conclusion: Unterhaltsam und bissig geschrieben, sorgt das Buch beim Lesen dafür, dass wir uns sofort mehr um unser Wohl kümmern, besser zurechtmachen und optimistischer in die nächsten 60 Jahre unserer Zukunft blicken. Schließlich ist jung sterben auch keine gut Alternative zum Älterwerden!