In Deutschland haben Frauen durch ihre überwiegende Teilzeitarbeit eine geringere Chance auf eine Führungsposition als ihre vorwiegend männlichen Kollegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Dr. Yvonne Lott, Arbeitszeitexpertin der Hans-Böckler-Stiftung.

In Leitungspositionen wird Arbeit in Teilzeit von Unternehmen meist nicht möglich gemacht. Dementsprechend gering ist auch der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in Führungspositionen. 2015 lag er bei elf Prozent. In herausragenden Führungspositionen betrug er sogar nur 6,5 %. 2015 machten Frauen 80,8 %der abhängig Beschäftigten in Teilzeit aus. Daher ist es nicht überraschend, dass vor allem sie von diesen Einschränkungen betroffen sind.
Für ihre aktuelle Untersuchung hat Dr. Yvonne Lott diverse Studien zur Teilzeitarbeit, Elternzeit und Pflegezeit ausgewertet. In der Gesamtheit ergebe sich für sie ein Bild einer meist widersprüchlichen Übergangsphase: „Auf der einen Seite bestehen bereits verschiedene, teilweise sehr innovative gesetzliche, tarifliche und betriebliche Arbeitszeitregelungen, die zu einer lebensphasenorientierten Arbeitszeitpolitik beitragen können.“ Ergänzend dazu schränkt sie ein, dass diese Regelungen andererseits auch mit negativen Folgen für die Beschäftigten verbunden sein könnten. So würden die sozialen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern weiterhin reproduziert.

Klassische Rollenverteilungen bei den Geschlechtern dominieren weiterhin
Eng verbunden mit der ungleichen Verteilung von Teilzeitarbeit ist die ungleiche Verteilung von Kinderbetreuung sowie Haushaltsarbeit. So nutzten 2012 lediglich 29 Prozent der Väter die Elternzeit. Die Mehrheit davon für nur zwei Monate. Ihnen standen 96 Prozent der Mütter gegenüber. Von ihnen übernahmen mehr als 80 Prozent die Hausarbeit sowie über 90 Prozent die Kinderbetreuung.

Laut Studie nimmt der Anteil der Männer zu, die in Teilzeit arbeiten wollen und Elternzeit in Anspruch nehmen möchten. Jedoch spüren auch sie die damit verbundenen negativen Folgen für ihre Karriere. So berichten 32 Prozent der Väter, die drei oder mehr Monate Elternzeit in Anspruch genommen haben, von Ansehensverlust, schlechten Bewertungen, qualitativ minderwertigen Arbeitsinhalten sowie Einkommenseinbußen.

Der Studie nach ist die Nutzung flexibler Arbeitszeiten nicht nur eine Status- und Qualifikationsfrage. Vielmehr ist es eine Frage des Geschlechts. So seien Hindernisse für mehr soziale Gleichheit Lücken im Angebot zur Kinderbetreuung sowie steuerliche Anreize wie das Ehegattensplitting. Aber auch betriebliche Faktoren wie eine dünne Personaldecke und traditionelle Geschlechterbilder spielen hier mit hinein.


 

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Linda Standhardt arbeitet in der Online-Redaktion beim Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA). Neben dem Schreiben von redaktionellen Beiträgen betreut sie dort auch die Social Media-Kanäle. www.dia-vorsorge.de.

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