Wir begrüßen Comgest als neuen Unterstützer der Fondsfrauen. Dieser internationale Asset Manager mit Hauptsitz in Paris hat seinen Fokus auf Aktien-Investments. Comgest gilt als besonders unabhängig, weil das Unternehmen zu 100% im Besitz seiner Belegschaft und der Gründer ist. Wir sprechen mit Silke Masuda darüber, was Diversität, vor allem Frauenförderung, für das Unternehmen bedeutet und wie sie in die Firmenkultur intergiert wird. Silke Masuda ist Teamleader Marketing & Investor Services bei Comgest Deutschland und Mitglied der Comgest Diversity & Inclusion Working Group.

Damit wir uns ein Bild von Comgest machen können: Beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen und ihre Dienstleistung?
Silke Masuda: Comgest ist eine internationale Investmentboutique für Aktien der Industrie- und Schwellenländer. Sie ist zu 100% im Besitz der Mitarbeiter/innen und Firmengründer. Diese seit über 35 Jahren bestehende solide Partnerschaft ist die Basis unseres Qualitätswachstumsansatzes. Mit Büros in Europa, Asien/Pazifik und Nordamerika verwaltet Comgest ein Vermögen von über 40 Milliarden Euro (per 31. Dezember 2021) und betreut Anleger rund um den Globus, die ein auf Langfristigkeit abzielendes Aktieninvestment anstreben.

Von den weltweit rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (zu ca. 50 % weiblich) arbeiten aktuell 10 für die in Düsseldorf ansässige Vertriebseinheit. Hier betreuen wir für Deutschland und Österreich große Institutionelle und Corporate-Kunden sowie Vertriebsnetzwerke („Wholesale Business“) in allen Fragen rund um ihre Fonds-Investments.

Mit Ihrem Engagement als Unterstützer bei den Fondsfrauen geben Sie ein klares Bekenntnis für Gender Diversity ab. Was bedeutet das für Ihr Haus konkret?
Silke Masuda: Die Gründer von Comgest haben unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit in einem Arbeitsumfeld konzipiert, in dem die Kolleginnen und Kollegen die Autonomie und Freiheit haben, sich auszudrücken, sich einzubringen und ihr Potenzial zu entfalten.

Bekanntermaßen widerstrebte unseren Gründern die Idee von Hierarchien. Sie wollten eine sehr flache und unternehmerische Organisationsstruktur schaffen, in der sich jede(r) als eine Gruppe von Miteigentümerinnen und Miteigentümern gerne einbringt, debattiert und sich herausfordert, über alle Teams und Bereiche des Unternehmens hinweg, unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Behinderung, LGBT+ oder anderen direkt sichtbaren oder unsichtbaren Merkmalen.

Mit Gender Diversity fängt es oft an – hier geht es für uns jedoch erst los: Bei Comgest bringt auch jede(r) seine eigene Geschichte, seine eigenen Erfahrungen mit. Die unterschiedlichen Fähigkeiten und Sichtweisen ergänzen sich und bereichern so die Entscheidungsfindung.

Was bringt das für Ihr Unternehmen?
Masuda
: Wir denken, dass die Vielfalt und Unterschiedlichkeit an sich ist etwas Wertvolles ist. Dies führt unserer Meinung nach zu besseren Ergebnissen, weil der Entscheidungsprozess dadurch schwieriger sein kann und wir unsere Optionen besser prüfen müssen. Somit wirkt sich Vielfalt auch direkt auf den Erfolg unserer Investmententscheidungen aus.

Wie integrieren Sie die Frauenförderung in Ihrem Unternehmen über alle Bereiche, und mit welchen Maßnahmen?
Masuda: Im Rahmen unseres Diversity & Inclusion Working Group überdenken und überarbeiten wir stetig unsere Prozesse und fangen dabei ganz vorne an: Wie können wir die relativ geringe Quote weiblicher Bewerberinnen erhöhen und sie für das Asset Management und Comgest begeistern?

Innerhalb des bestehenden globalen Comgest-Teams bemühen wir uns um eine faire Behandlung und Chancengleichheit für alle. Unter unseren rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind mehr als 30 Nationalitäten vertreten, wobei die Geschlechterverteilung nahezu 50:50 ist. Die beschriebenen flachen Hierarchien und unser partnerschaftlicher Ansatz sind also gelebte Realität.

So können wir stolz verkünden: Laut des Citywire Alpha Female Report 2021 sind im Branchendurchschnitt 11,8% der Portfoliomanager weiblich. Bei Comgest erreichen wir überdurchschnittliche 29%. Eva Fornadi (Europäische Aktien), Laure Négiar (Globale Aktien) und Chantana Ward (Japanische Aktien), als drei von Citywire als „Best Performer“ ausgezeichnete Portfoliomanagerinnen, sind hier sehr gute Beispiele.

Sie sagten, dass Sie die relativ geringe Quote weiblicher Bewerberinnen erhöhen und Frauen für das Asset Management und Comgest begeistern wollen. Wie sprechen Sie gezielt Frauen an? Haben Sie dazu die Formulierungen in Ihren Job-Ausschreibungen verändert? Oder was noch?
Masuda
: Wir arbeiten kontinuierlich daran und orientieren uns dabei natürlich an Best Practices. Im Rahmen unserer internen Entwicklung möchten wir das Bewusstsein für diesen Aspekt schärfen und beispielsweise unsere Teammitglieder ermutigen, noch bewusster und „vielfältiger“ Praktikanten an Bord zu holen – und regelmäßig mit Schülern und Studienanfängern in Kontakt zu treten. Die Begeisterung für Finanzen und das Asset Management kann sehr früh geweckt werden, und die direkte Anleitung durch passionierte Expertinnen und Experten kann für diese Schüler inspirierend sein.

Dazu möchten wir uns gezielt auf Formate wie Messen, Hochschulinitiativen und Online-Plattformen konzentrieren, die sich gezielt an Absolventen oder an „Female Finance“ Interessierte richten (könnten).

Vielen Dank für das Interview!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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