Der deutsche Fondsverband BVI hat einen neuen Vorstand. Er wurde turnusgemäß von der Mitgliederversammlung am 19. September 2024 gewählt und wird für die nächsten zwei Jahre amtieren. Zum neuen Präsidenten hat der Vorstand Dr. Matthias Liermann von DWS Investment gewählt.

„Der Vorstand legt nach Maßgabe der durch die Mitgliederversammlung bestimmten Verbandspolitik die Leitlinien für die Tätigkeit des Verbands fest“, heißt es in der Organisations-Beschreibung des BVI. Es handelt sich also um ein sehr hochkarätiges Gremium. Daneben gibt es in der BVI-Struktur noch die Geschäftsführung und verschiedene Fach-Ausschüsse, und natürlich die Mitgliederversammlung.

Frauenquote im BVI-Vorstand: 14,3%
Der neue Vorstand ist in dem Sinne ausgewogen, als dass alle großen Gesellschaften mit jeweils einem Mitglied vertreten sind: Allianz Global Investors, DEKA, DWS, Union Investment und Universal Investment.

Weniger ausgewogen erscheint der neue Vorstand in Bezug auf Gender. Mit Sonja Albers von Union Investment ist eine Frau im Vorstand des BVI zu finden, was bei einem 7-köpfigen Vorstand einer Frauenquote von 14,3% entspricht. Das zeigt, dass Gender-Ausgewogenheit beim BVI weniger prioritär behandelt wird als andere Dinge.

Wir sehen ein, dass der Kampf darum, dass die Asset Management-Branche eine größere Rolle bei der privaten Altersvorsorge spielt, vermutlich viel Kraft gekostet hat und ebenfalls ein sehr wichtiges Ziel ist – sowohl für die Gesellschaft (wegen der höheren Rendite-Chancen und der besseren Flexibilität) als auch für die Asset Management-Branche.

Trotzdem mutet es merkwürdig an, wenn sich im Vorstand 2 Matthias finden – wenn auch leicht unterschiedlich geschrieben – aber eben nur eine Frau.

In den Gremien der anderen Sektoren sieht es teils besser, teils schlechter aus
Schaut man sich um in der Finanzbranche, ist das Bild heterogen und es zeigt, dass wir uns zwar auf dem Weg zu mehr Frauen-Partizipation befinden, aber noch nicht beim Ziel einer ausgewogenen Verteilung zwischen den Geschlechtern angelangt sind:

Der Versicherungs-Verband GDV hat mit Katja de la Viña, Monika Köstlin und Stefanie Schlick immerhin 3 Frauen in seinem Präsidium. Allerdings ist das GDV-Präsidium deutlich größer als der BVI-Vorstand: Bei 19 Mitgliedern entsprechen 3 Frauen lediglich einer Frauenquote von 6,33%.

Der Bundesverband deutscher Banken hat einen 11-köpfigen Vorstand (Präsidium + Vorstand), darunter 3 Frauen: Dr. Ingrid Hengstler, Marion Höllinger und Dr. Bettina Orlopp. Das entspricht immerhin einer Frauenquote von 27%.

Ausschließlich männlich besetzt ist der 4-köpfige Vorstand des Verbands der privaten Bausparkassen. Als besonders vorwärtsgerichteter Sektor innerhalb der Finanzbranche gelten Bausparkassen eher nicht, so dass der Vorstand in etwa das darstellt, was wir erwartet hätten.

Kurzum: Wir haben weiterhin ein wachsames Auge auf die wichtigen Gremien und Positionen im Finanzsektor und werden nicht müde, die Frauenquote anzusprechen. Auf der anderen Seite wollen wir das Thema auch nicht zerreden und wünschen Sonja Albers Kraft und Entschlossenheit, im BVI die Frauen in der Fonds-Branche gut zu repräsentieren. Auf jeden Fall hat sie die volle Unterstützung der Fondsfrauen!

 

Fotos: BVI-Website, Webseite des Verbands der privaten Bausparkassen

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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