Aller Digitalisierung zum Trotz zieht es die meisten Deutschen in eine Bankfiliale, wenn es konkret um den Abschluss einer Geldanlage geht. Dies ist auch bei jungen, online-affinen Deutschen unter 35 Jahren der Fall. Als Informationsquelle über Finanzprodukte wird hingegen auch gern das Internet genutzt. Dies sind die Resultate der Postbank Digitalstudie 2018, für die von Februar bis März 2018 über 3.000 Bundesbürgern ab 18 Jahren befragt wurden.

Overestimation-Bias bei Männern
Die Studie zeigt auch, dass sowohl junge als auch ältere Deutsche sich jeweils zu etwa 40 % ein gutes oder sogar sehr gutes Wissen über Anlagethemen bescheinigen. Hier gibt es allerdings deutliche Gender-Unterschiede: Während sich mit 51 % eine knappe Mehrheit der Männer als kompetent in Anlagethemen sieht, sind es bei Frauen nur 35 %.

Junge Bundesbürger zeigen beim Thema Geldanlage trotz Online-Affinität und großem Informationsangebot im Internet ein starkes Bedürfnis nach persönlicher Beratung. 80 %der 18- bis 34-Jährigen würden eine Bankberatung in Anspruch nehmen, wenn sie sich demnächst über ein Bankprodukt ausführlicher informieren wollen. In der Altersgruppe 35 plus sind dies nur 76 %.

Interesse an Robo-Advisors noch verhalten
Als Alternative zur persönlichen Beratung bieten immer mehr Banken und Fintechs Robo-Advisors an. Allerdings ist der Anteil der Deutschen, die eine solche automatisierte Geldanlage bereits nutzen, mit 4 % noch sehr niedrig. Weitere 8 % können sich immerhin vorstellen, diese Technologie in den nächsten zwölf Monaten auszuprobieren. Ein knappes Drittel ist nicht uninteressiert, plant aber keinen Selbsttest.

Jüngere schätzen persönlichen Austausch besonders
„Junge Menschen nutzen das Internet wie selbstverständlich, um sich einen Überblick über ein Thema zu verschaffen, bevorzugen bei wichtigen Entscheidungen aber den direkten Austausch mit fachlich kompetenten Personen – und das mehr noch als ältere Generationen“, sagt Thomas Mangel, Chief Digital Officer von der Postbank. Das zeigt sich auch in dem Ergebnis, dass sich 81 % der jungen Deutschen mit Familie oder Freunden über Geldanlageprodukte austauschen, während dies nur 59 % der Älteren tun. Ein möglicher Grund: Oft lassen sich im persönlichen Gespräch komplexe und individuelle Fragenstellungen schneller klären als durch Onlinerecherche.

Vertrauen in Filialbanken deutlich höher als ins Bankwesen allgemein
Ein persönliches Gespräch mit einem Bankberater setzt natürlich Vertrauen voraus. Ihrer Hausbank vertrauen die Bundesbürger laut der Studie deutlich mehr als dem deutschen Bankwesen insgesamt. 72 % sprechen ihrem Bankberater hohes oder sehr hohes Vertrauen aus. Auch hier liegen die Werte in der jungen Altersgruppe über dem Durchschnitt. Dem Bankwesen im Allgemeinen vertrauen mit 42 % dagegen weniger als die Hälfte der Bundesbürger.

Immobilien als Geldanlage werden beliebter
Generell gilt: Bei der Geldanlage sind die Deutschen noch immer konservativ. So besitzen 45 % ein Sparbuch, aber nur rund jeder Fünfte hat Aktien. Fonds besitzen 15 %, weitere 5 % investieren in ETFs. Jeder Fünfte besitzt oder finanziert mindestens eine Immobilie. Damit ist der Anteil der Immobilienbesitzer seit 2017 um 3 % gestiegen. 4% der Deutschen haben außerdem in Luxusgüter wie Oldtimer oder Wein investiert, weitere 2 % der Bundesbürger haben direkt in ein Start-up-Unternehmen investiert.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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