- Autor: Boris von Heesen
- Heyne Verlag
- ISBN: 978-3453606241
- Preis: 18,00 € (D), 18,50 € (A)
- Gebundene Ausgabe, 304 Seiten
Von seiner Ausbildung ist Boris von Heesen Wirtschaftswissenschaftler, und er begann seine berufliche Karriere bei der Diakonie in Bayern und der Drogenhilfe in Frankfurt am Main. Dort kam er in Kontakt mit Konsumenten. „Ich war baff, dass der Männeranteil der Konsumenten bei über 90% lag. Daraufhin habe ich mir auch die Alkohol- und Tabak-Statistiken angesehen, ebenso wie die Statistiken für Gewalt- und Verkehrs-Delikte“, erklärt von Heesen, wie er auf die Buch-Idee kam.
Das Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten beleuchtet von Heesen die Themenfelder und Statistiken, in denen Männer „an der Spitze“ stehen: Diebstähle, häusliche Gewalt, Wirtschaftskriminalität, nahezu alle Süchte, Verkehrsunfälle, ungesunde Ernährung oder Klimasünden. Beispiel gefällig? 83% der einbehaltenen Führerscheine betreffen Männer.
Wo immer es möglich war, und belastbare öffentlich verfügbare Kostenparameter vorlagen, hat Boris von Heesen diese ‚Statistiken des Abgrunds‘ mit monetären Folgekosten gewichtet. Beim Lesen habe ich wirklich gestaunt: Über 63 Milliarden Euro kosten toxische männliche Verhaltensweisen jedes Jahr – und das nur in Deutschland!
In dem Buch geht es nicht um Schuldzuweisung; überhaupt ist der Grundton sachlich und beschreibend. Von Heesen schreibt, dass es die festgefahrenen Rollenmuster sind, die zum toxischen männlichen Verhalten führen. Letztlich leiden auch die Männer selbst unter den patriarchalen Strukturen. Von Heesen spricht vom „Hamsterrad der männlichen Konkurrenz“. Das verursacht Stress, weil die Anzahl der „oberen“ Plätze nun mal limitiert ist. Ob das dazu führt, dass Männer im Schnitt nicht so alt werden wie Frauen?
In Teil II geht es um die Folgen toxischen männlichen Verhaltens, die nicht in Geld messbar sind: Traumatisierte Kinder, körperlich und seelisch verletzte Frauen und Männer, zerrissene Familien und sehr viele unnötig und zu früh verstorbene Menschen. Hier geht es um die Einzelschicksale hinter den Statistiken.
In Teil III ruft von Heesen auf, dass sich die Gesellschaft von den festgefahrenen Rollenmustern befreien sollte und bringt Ideen, wie man die Entwicklung von Männlichkeit, aber auch von Weiblichkeit, weiterentwickeln kann.
Fazit Das Buch ist gut zu lesen, und verzichtet auf gestelzte Sprache aus den Sozialwissenschaften. Aber gute Laune verbreitet es natürlich nicht. Das ist aber dem Thema geschuldet, nicht dem Schreibstil. Lobenswert ist auf jeden Fall, dass das Thema aufgegriffen wird und von Heesen die negativen Folgen des Patriarchats übersetzt in die Sprache der Ökonomen: In Euro! Jede Leserin, jeder Leser versteht sofort: Es ist Zeit für eine Zeitenwende! Sie ist letztlich im Interesse aller!


