Als ich das in den Früh-Nachrichten hörte, fiel mir fast das Müsli aus dem Mund: Spanien führt einen speziellen Menstruations-Urlaub ein. Ich schau nach, ob heute der 1. April ist… ist es nicht!

„Ab in den Urlaub!“ kann ich da nur sagen! Diese Maßnahme hört sich an, als sei Frau-Sein eine Art Krankheit, wegen der man besser zu Hause bleibt, zumindest ein paar Tage im Monat. Die Frau, das leidende Geschlecht!

Der Gesetzesentwurf wurde in Spanien am 17. Mai 2022 vorgestellt und vom Kabinett gebilligt. Nun gilt also: Frauen, die durch den Arzt Menstruationsbeschwerden attestiert bekommen, können in Spanien bis zu fünf weitere, bezahlte Urlaubstage pro Monat nehmen. Die Kosten für den Arbeitsausfall trägt die Sozialversicherung.

Das sind bitter-süße Geschenke!
Darüber, wie viele Spanierinnen künftig Menstruations-Urlaub nehmen werden, herrscht noch  Unklarheit. Laut der spanischen Gleichstellungsministerin Irene Montero hat bis zu einem Viertel aller Frauen so starke Schmerzen, dass sie eine Freistellung beantragen könnten, laut Gesundheitsministerium ist etwa jede zehnte Frau betroffen.

Auf den 1. Blick hört sich das nett an. Allerdings ist fraglich, ob solcherlei Törtchen Frauen tatsächlich weiterhelfen, oder ob sie sich nicht eher wie Hüftspeck festsetzen. Wenn eine Frau dieses neue Gesetz voll auskostet, hat sie bis zu 5 Extra-Urlaubstage – monatlich wohlgemerkt. Bei durchschnittlich 20 Arbeitstagen im Monat sind das mal eben bis zu einem Viertel der Arbeitszeit, die Frauen potenziell weniger arbeiten können als Männer! Im Zweifel wird das den Enthusiasmus von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, künftig mehr verantwortungsvolle Position durch Frauen zu besetzen, bremsen. Schließlich besteht die Gefahr, dass Frau sich, wenn es hoch hergeht und der Arbeitsanfall steigt, menstruationsbedingt rausnimmt.

Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass es Menstruationsbeschwerden gibt. Aber in Deutschland geht man dann, wenn es mal ganz schlimm ist, zum Arzt und lässt sich krankschreiben. Auch in Deutschland wird dann das Gehalt weitergezahlt, aber es steht nicht auf dem Zettel, um was es im Detail geht, und es ist auch nicht so „institutionalisiert“ wie es das neue Gesetz in Spanien vorsieht.

Wann kommen die Prostata-Wochen?
Ich frage mich, ob Spanien demnächst auch spezielle Prostata-Wochen einführen wird, um die Ernsthaftigkeit bei der Gleichberechtigung zu unterstreichen.

 

Dieser Kommentar gibt die Meinung von Fondsfrau Anke Dembowski wider.

 

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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