Britta Mues-Walter, CEO von Mues-Walter Executive Search, besetzt seit 23 Jahren Führungspositionen in der Finanzbranche. Sie schreibt über ihre Erfahrungen bei der Suche nach Führungskräften und die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Frauen und Männern.

Am 6. Oktober 2017 war ich auf dem 16. Unternehmerinnentag, veranstaltet von der IHK Frankfurt mit dem Motto: „Pioniergeist: Chancen durch Veränderungen“. Mit 600 Teilnehmerinnen eine ermutigende und inspirierende Veranstaltung.

„New Work“ erfordert Veränderungen
Aber für Veränderungen, das Verlassen der Komfortzone braucht es Mut. Die Digitalisierung zeigt uns allen das derzeit sehr deutlich. Permanenter Wandel, Überprüfen der derzeitigen Geschäftsmodelle, Entwicklung agiler Unternehmensstrukturen. „New Work“ – das erfordert jede Menge Veränderungen.

In diesem Zusammenhang war vor allem der Gastbeitrag von Prof. Bascha Mika interessant, die gerne provoziert und sagt „Wer Mut hat…findet die Mittel. Und Mut lässt sich lernen.“

Diese Worte und der Rückblick auf Personalsuchen, die mit weiblichen Führungskräften besetzt wurden, haben mich dazu bewogen mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Was ist die Besonderheit bei der Suche nach weiblichen Führungskräften? Und noch viel wichtiger: „Wie findet man sie und motiviert sie?

Frauen dürfen mutiger sein bei Bewerbungen um attraktive Positionen
Mut ist ein Attribut, was man eher Männern zuspricht und was sich auch bei Bewerbungen für attraktive und lukrative Positionen immer wieder zeigt. Aus meiner Beobachtung heraus gilt die Stereotype immer noch: Männer bewerben sich in der Regel auf einen interessanten Job, wenn sie 50 bis 60 Prozent der in der Ausschreibung genannten Voraussetzungen erfüllen. Frauen zögern, wenn sie 90 Prozent mitbringen und machen sich wegen der fehlenden 10 Prozent Sorgen. Das sagen Kunden auch bei internen Stellenvergaben. Die Männer heben selbst die Hand; die weiblichen Talente wollen angesprochen werden, damit sie sich überhaupt auf die Stelle bewerben.

Und genau hier können wir als Personalberater gut ansetzen. Wir können weibliche Führungskräfte und diejenigen, die das Potenzial zur Führungskraft haben, systematisch identifizieren und gezielt ansprechen, auf die Position aufmerksam machen und sie dann ermutigen den nächsten Schritt zu gehen.

Wenn sie gezielt angesprochen werden, zeigen Frauen weniger Bedenken und Zurückhaltung, denn dann kommt man ja auf sie zu, weil sie augenscheinlich die notwendigen Kompetenzen mitbringen.

Einsatz von Personalberatern sorgt für ausgewogeneres Verhältnis
Deshalb ist bei strategisch wichtigen Positionen der Einsatz eines Personalberaters mit guten Kontakten zu Frauen und Männern mit den erforderlichen Kompetenzen eine ideale Methode, um mehr Frauen aufgrund ihrer Qualifikation und Stärken in Führungspositionen zu bringen. Gerade als Beraterin ist es meine Aufgabe die Potenziale zu sehen, gegebenenfalls Zweifel auszuräumen und Frauen für den nächsten Karriereschritt zu motivieren. Man ist nicht nur Berater, sondern auch Coach. Zudem rate ich allen Frauen die Karriere machen wollen und sich noch nicht so recht trauen, aktiv eine Mentorin oder einen Mentor zu suchen, denn noch besser als auf den Anruf des Personalberaters zu warten ist es natürlich, die Karriere selbst in die Hand zu nehmen.

Um Veränderungsprozesse erfolgreich zu gestalten, müssen sie moderiert werden, Bedenken ausgeräumt werden, Wandel aktiv gestaltet, und Mitarbeiter müssen mit auf die Reise genommen werden. Hierzu benötigt man Qualitäten wie Zuhören können und Empathie, alles Eigenschaften, die vor allem Frauen auszeichnen. Und ich erlebe es vor allem mit der Generation Y, die schon viel mutiger ist als die Baby Boomer, dass sich hier ein Wandel bei der Eigendarstellung und vollzieht, was zu einer etwas selbstbewussteren Positionierung führt. Und wenn wir uns dann noch eine gute Portion Mut antrainieren, können gerade wir Frauen die Führungskräfte werden, die diesen komplexen Wandel maßgeblich erfolgreich mitgestalten.

Frauen ist die Unternehmenskultur sehr wichtig
In einer kürzlich durchgeführten gezielten Suche nach einer weiblichen Führungskraft habe ich wieder feststellen können, dass auch eine positive Gesprächs-Atmosphäre und eine gute Vorbereitung sowie Tipps für eine zweite Gesprächsrunde bei Frauen sehr gerne angenommen werden und zu besonderer Leistung motivieren, die sie dann abhebt. Für Frauen ist es zudem wichtig dass Vorgesetze ihre Potenziale erkennen und fördern und sie sich in der Unternehmenskultur wohl fühlen und sich mit dem Unternehmen identifizieren können. Wenn sie in einer für sie nicht kompatiblen Unternehmenskultur sind, können sie ihr Potential nicht wirklich entwickeln. Deshalb lohnt es sich, als Berater gut hinzugucken, wo verborgene Führungstalente schlummern, die im richtigen Unternehmen, das mehr zu Ihnen und ihren Werten passen, sich plötzlich wunderbar entfalten.

Mädchen brauchen weibliche Vorbilder
Was wir zukünftig tun können, um mehr weibliche Führungskräfte zu entwickeln? Unseren Töchtern gute Role Models zu sein. Vorbilder, Mütter die zeigen, dass es möglich ist, Kinder zu haben und Karriere zu machen. Mich ganz persönlich motiviert es sehr, genau das meiner 13 jährigen Tochter vorzuleben.

Männer lieben Wettbewerb von je her, Frauen scheuen ihn oft. Wir sollten daher Mädchen schon im Kindesalter zu Wettbewerbs Sportarten, wie bspw. Tennis oder Leichtathletik motivieren. Vorbilder wie Serena und Venus Williams haben hier eine hohe Ausstrahlungskraft (* darauf hat auch schon Professor Alexandra Niessen-Ruenzi auf dem Fondsfrauen-Gipfel im Januar hingewiesen).

Zudem hat Venus Williams maßgeblich daran mitgewirkt, dass heute die Preisgelder bei Grandslam Turnieren für Frauen und Männer gleich hoch sind –  so powervoll können mutige Frauen sein. Weitere Bespiele aus dem Fashion Bereich sind Jil Sander, derzeit als Ausstellung im Museum für angewandte Kunst in Frankfurt zu sehen, oder Leyla Piedayesh die Gründerin von Lala Berlin, die nach ihrer Fashion Show in Kopenhagen Anfang des Jahres ein Pappschild hochhielt mit der Aufschrift „I´m an Immigrant“.

Zu dem zu stehen wer und was man ist und kann, seine Meinung klar auch gegen Widerstände zu vertreten, authentisch sein und bereit, ständig dazu zu lernen („Mindset“ von Carol Dweck, für mich eine Pflichtlektüre, um an sich zu wachsen) sind meines Erachtens zentralen Eigenschaften, die es braucht, um als weibliche Führungskraft nachhaltig erfolgreich zu sein.

Zum Schluss nun noch eine Anekdote aus einer Suche, die 17 Jahre zurückliegt, im Jahr 2000. Es wurde der CEO von Morningstar Deutschland gesucht, 5 Kandidaten wurden damals präsentiert, darunter nur eine Frau. Diese machte das Rennen, denn sie hatte den Mut ins kalte Wasser zu springen, aus einer sicheren und guten Position bei Pioneer Investments, sah die Chance und brachte unternehmerischen Geist mit. Anne Connelly, die Initiatorin und Mitgründerin der Fondsfrauen


Kontaktdaten zur Autorin:
Britta Mues-Walter, CEO Mues-Walter Executive Search
Frankfurt am Main
Mobile: +49 173 3186683
mues-walter@executive-search-frankfurt.de
www.executive-search-frankfurt.de
https://www.linkedin.com/in/britta-mues-walter-1044198/
 

Foto: Farideh Diehl, Frankfurt

 

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