Das Digital Lunch Talk der Fondsfrauen zum Thema „Arbeiten statt Rente – Tipps und Herausforderungen für das Arbeiten über das Rentenalter hinaus“ fand am Dienstag, den 24. September statt.

Unter der Moderation von Fondsfrau Anke Dembowski diskutierten vier Panelistinnen das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven:

  • Katja Braubach, hat 30 Jahre Erfahrung gesammelt bei der Deutschen Rentenversicherung Bund, unter anderem in der Auskunfts- und Beratungsstelle.
  • Michaela Krahwinkel, Fondsfrau und aktiv im Arbeitskreis Senior Professionals.
  • Juliana Rolfes und Silke Völkel, Strategisches HR-Management von der DEKA Bank. Sie sind für die Konzeption und Implementierung neuer HR-Projekte zuständig.

Gerade in der Finanzbranche können ältere Menschen noch sehr gut weiterarbeiten
In den Medien geht es meistens darum, wie man früher in Rente gehen kann und welche Abschläge dann in Kauf zu nehmen sind. Aber immer mehr ältere Menschen haben Spaß an ihrer Arbeit. Vielleicht wollen sie nicht mehr 24/7 eingebunden sein, aber sie möchten gern noch etwas in der Branche bleiben und etwas tun. Gerade in der Finanzbranche steht im Regelfall auch keine schwere körperliche Arbeit an, so dass die Tätigkeiten bis ins hohe Alter machbar sind.

Hinzu kommt der allseits beklagte Fachkräftemangel, der es zur ökonomischen Notwendigkeit werden lässt, jeden und jede, die etwas kann und leisten möchte, weiter zu beschäftigen.

Potenzial der älteren Beschäftigten: 1,36 Millionen
Kürzlich hat die Bertelsmann Stiftung ihre Studie „Wie Ältere länger erwerbstätig bleiben“ veröffentlicht und kommt zu folgendem Ergebnis: „Die Arbeitskraft von 1,36 Millionen Vollzeitbeschäftigten: So groß ist das Potenzial, das in der Altersgruppe der 55- bis 70-Jährigen bis zum Jahr 2035 aktiviert werden kann.“ Was für eine enorme Zahl, gerade zu Zeiten von Fachkräftemangel!

Und trotzdem gibt es auch heutzutage noch Unternehmen, die ihren älteren Mitarbeitern noch großzügige Angebote für Frühruhestandsregelungen unterbreiten. Teilweise lassen sie auch etwas unsensibel verlautbaren, dass sie die Personalstruktur dringend verjüngen wollen. Was das mit älteren Fachkräften macht, lässt sich leicht ausmalen.

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Gesetzliche Lage lässt viel Flexibilität
In einem Elevator Pitch verkündete Katja Braubach: „Ihr dürft solange arbeiten wie ihr wollt – auch dann, wenn Ihr bereits Rente bezieht.“ An Sozialabgaben fallen dann noch Beiträge in die Kranken- und Pflegeversicherung an, aber Beiträge in die Renten- und Arbeitslosenversicherung müssen ab dem regulären Rentenalter nicht mehr abgeführt werden. Optional kann die Arbeitnehmerin aber wählen, dass sie noch Rentenbeiträge zahlt, was in dem Fall dann rentenerhöhend wirkt.

Passende Jobs und leistungsgerechte Bezahlung
Michaela Krahwinkel
merkt an, dass jeder Mensch andere Bedürfnisse hat, dass es aber viele ältere Mitarbeiterinnen gebe, die gern arbeiten, und denen der geistige Austausch und die Beschäftigung durchaus guttäten. Sie fordert, dass die Unternehmen sich Gedanken darüber machen, wie man die Jobs entsprechend anpassen kann. „Vielleicht müssen auch passende Jobs kreiert werden, und diese sind dann nach den entsprechenden Anforderungen und Leistungen zu bezahlen“, meint Michaela Krahwinkel.

„Durch die Kommunikation in den Unternehmen fühlen sich die Älteren oft nicht mehr wertgeschätzt und ziehen sich deshalb aus dem Arbeitsleben zurück“, meint Krahwinkel. Oft seien es unabsichtliche Kommunikations-Schwächen, deren sich die Unternehmen gar nicht immer bewusst seien.

Frühzeitig sagen, wohin die berufliche Reise gehen soll!
Juliana Rolfes
und Silke Völkel erklären, dass man sich bei der DekaBank seit einiger Zeit Gedanken gerade auch um die älteren Mitarbeitenden macht. „Uns ist wichtig zu schauen, wo unsere Mitarbeitenden in ihrem Arbeitszyklus stehen und was die Bedürfnisse und Motivatoren in der letzten Arbeitsphase sind“, sagt Silke Völkel. So ist es angedacht, dass die Führungskräfte der Deka Bank sich perspektivisch schon sehr frühzeitig (ab 55 Jahren) mit ihren Mitarbeitenden darüber abstimmen, wie die weiteren Lebens- und Berufspläne sind. Die eine möchte vielleicht noch eine Führungsposition, die andere möchte lieber weniger Verantwortung und mehr Freizeit. „Wir können auf die jeweiligen Wünsche reagieren und wollen dann entsprechend auch unsere erfahrenen Mitarbeiter entwickeln und halten“, sagt Silke Völkel.

Es ist gut zu sehen, dass sich erste Unternehmen mit dem Thema der alternden Bevölkerung und damit auch der alternden Belegschaften befassen. Womöglich bremst das den Jugendkult, der gesellschaftlich lange Zeit sehr gepflegt wurde, etwas ein und es kommt tatsächlich zu diversen Teams: Divers in Bezug auf Gender, Alter, Background, etc.

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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