Katja Lammert, studierte Rechtsanwältin, arbeitete 17 Jahre lang bei der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft in München. Zuletzt war sie dort als Vorstandsmitglied Master KVG-Verantwortliche und Chef-Syndika und neben juristischen Themen rund um Fonds und Asset Management für Risikomanagement, Compliance, Steuern, Operations und IT zuständig. Für kurze Zeit war sie anschließend Partner bei einem unabhängigen Vermögensverwalter, bevor sie sich im Oktober 2019 mit einer eigenen praxisorientierten Rechtsberatung selbständig machte. Dort berät sie jetzt in- und ausländische Asset Manager, Kapitalverwaltungsgesellschaften und Investoren. Besonderen Spaß macht es ihr, auch FinTech-Unternehmen zu beraten („die müssen dieselben regulatorischen Anforderungen wie die etablierten Unternehmen erfüllen, aber haben ganz andere, oft ungewohnte Ideen und Sichtweisen“). Fondsfrau Anke Dembowski unterhält sich mit ihr darüber, was Frauen in der Fonds-Branche wollen, und wie sie anders arbeiten als ihre männlichen Kollegen.

Katja, Du warst lange Jahre im Vorstand einer Kapitalverwaltungsgesellschaft. Gibt es da als Frau besondere Aspekte, die einem auffallen?
Ich beobachte, dass Frauen sich mehr um das jeweilige Sachthema kümmern, und weniger auf die politischen Aspekte… darauf achten Männer viel mehr.

Oft fragen Männer uns Fondsfrauen: „Was wollt Ihr Frauen eigentlich? Bei uns in der Firma sind Frauen und Männer völlig gleichberechtigt!“. Ja, was wollen Frauen, damit sich Karriere gut anfühlt?
Wir Frauen wollen als Stimme und als Gehirn akzeptiert werden. Wir wollen einfach ernst genommen werden. In dem Zusammenhang ist das Thema Quote ganz heikel.

Sollte es Deiner Meinung nach keine Frauenquote geben?
Zur Quote habe ich tatsächlich ein sehr gespaltenes Verhältnis, da hochqualifizierte Frauen auf den ersten Blick oft als Quotenfrauen „abgestempelt“ und erst im zweiten Schritt in ihrer Fachkompetenz wahrgenommen werden. Aber womöglich ist sie als Übergang notwendig, damit sich Firmen Gedanken darüber machen, wie sie mehr Frauen in ihre Führungsgremien bekommen. Soweit Role-Models für Vereinbarkeit von Beruf und Familie entwickeltet werden, sollten die dann natürlich auch für Männer gelten, wenn sie zeitlich kürzer treten, aber trotzdem Karriere machen wollen. Auch das hilft, mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen.

Du hast Dich vor einer Weile, als Du nach einer neuen Position Ausschau gehalten hast, bei verschiedenen Firmen aus dem Finanzsektor umgeschaut. Damals sagtest Du, man könne gut am Internet-Auftritt sehen, wie es in einer Firma um Frauen bestellt ist. Nach was schaust Du? Und kannst Du positive und negative Beispiele nennen?
Im Prinzip braucht man sich nur die Vorstands-Fotos anzuschauen. Sind dort Frauen und Männer unterschiedlichen Alters vertreten, um die verschiedenen Aspekte und Sichtweisen einzubringen? Ist dieser divers im Sinne von Alter, Herkunft, Ausbildung der Vorstandsmitglieder, um neben Geschlecht auch weitere Aspekte von Diversität zu benennen? Als wenig divers ist mir in dem Zusammenhang der Auftritt eines bayerischen Unternehmens im Bausektor im Gedächtnis; dort war die Vorstandschaft ausschließlich mit Männern gleichen Alters besetzt. Positiv fiel mir ein britischer Pharmakonzern auf. Wenn man sich hier die Führungsriege anschaut, ist das Diversität pur! Diese Vielfalt in den oberen Führungsebenen steht für mich für eine offene Unternehmens-Kultur, für Gedanken- und Meinungs-Vielfalt.

Als hochqualifizierte Frau hast du Dich schließlich selbständig gemacht. Ist Dir diese Entscheidung schwergefallen? Was war der Auslöser für Deine Entscheidung?
Bei mir war das ein Prozess. Als ich mich entschieden habe, von Bayern-Invest – Tochtergesellschaft in einem großem Konzern – zu einem eigentümergeführten unabhängigen Vermögensverwalter zu gehen, habe ich mir erhofft, dass dort die Entscheidungswege direkter und schneller sind, es mehr um Inhalte als um Politik geht.

Vor dem Start dort hatte ich die Möglichkeit, mir eine Auszeit zu nehmen und habe diese für eine Weltreise genutzt. Dort hatte ich die Gelegenheit, unterschiedliche Kulturen zu erleben und Menschen in den unterschiedlichsten Lebensmodellen und Berufen kennenzulernen und vor allem die Zeit, um mir – abseits eines durchgetakteten beruflichen Alltags – wichtige grundlegende Gedanken zu machen: Was mache ich gerne? Was mache ich besonders gut? Was braucht der Markt?

Als sich die Tätigkeit in der Vermögensverwaltung nicht als diejenige entpuppte, die ich mir erwartet hatte, kam mit diesen geordneten Gedanken sehr schnell die Entscheidung und ich habe mich dann an den Aufbau meiner Selbständigkeit gemacht.

Was waren die Pros und Cons für Deine Entscheidung, Dich selbständig zu machen?
Auf der Pro-Seite seht auf jeden Fall, dass ich jetzt mein eigener Herr bin. Ich werde in kein Schema gepresst und muss als Selbständige nicht politisch agieren, sondern werde an dem gemessen, was ich tatsächlich leiste. Außerdem genieße ich jetzt meine freie Zeiteinteilung. Ich kann selbst entscheiden, welche Aufträge ich annehme und welche nicht – das fühlt sich gut an!

Ganz ohne Nachteile wird es nicht gehen. Was sind die Cons der Selbständigkeit?
Natürlich ist die Planbarkeit der Einnahmen als Selbständige mit mehr Unwägbarkeiten verbunden. Außerdem fehlt einem – zumindest am Anfang – die Arbeit im Team, das Interagieren mit Kollegen und die Führung von Führungskräften – das „Mentor sein“. Diesen Aspekt möchte ich über die Tätigkeit als Aufsichtsrat leben. Dort sind neben regulatorischen Kompetenzen (Aufsicht) auch „Mentoren-Skills“ (Rat) notwendige Qualifikationen, die ich in eine solche Rolle einbringen möchte.

Was ist Dein USP, und wie hebst Du Dich von Deinen männlichen Kollegen ab?
Mein USP ist, dass ich hart und nah am Business bin – die Themen, die mir in der juristischen Beratung begegnen, sind oft solche, die ich in meiner früheren Rolle umgesetzt und verantwortet habe. Darüber hinaus bin ich in dem relevanten Markt sehr gut vernetzt, was in der Beratungspraxis enorm hilft.

Und was mich von meinen männlichen Kollegen abhebt? Na, ich trag die schöneren Schuhe!

Auf jeden Fall! Vielen Dank für das Gespräch, Katja!


Kontakt:
Lammert Legalconsulting
kl@lammert-legalconsulting.com

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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