Buchbesprechung: Weck die Chefin in Dir – 40 Strategien für mehr Selbstbehauptung im Job

 

285312407Autorin: Sigrid Meuselbach
Ariston-Verlag, ISBN 978-3-424-20110-9
D: 16,99 €; A: 17,50 €; CH: 24,50 CHF
Softcover mit Klappe, 192 Seiten
Erschienen im April 2016

 

 

 

„Ich bringe Frauen in Führung – und helfe Männern, gut damit zu leben“, sagt Autorin Sigrid Meuselbach. Daher geht es in ihrem Buch auch nicht um Tricks & Kniffe für männerfeindlicher Emanzen-Chefinnen, sondern Meuselbach erklärt auf anschauliche und oft sehr amüsante Weise, wie die Spielregeln der (leider immer noch männer-dominierten) Geschäftswelt funktionieren. Ich muss sagen: Selten habe ich mich beim Lesen eines Buches so amüsiert wie bei diesem.

Kostproben gefällig? Meuselbach erklärt, dass Frauen als Vorgesetzte bei Anweisungen an ihre männlichen Mitarbeiter oft zur Diskussion herausfordern, oder am Schluss des Satzes die Stimme anheben, so dass sich das Gesagte eher wie eine Frage als eine Anweisung anhört. „Wer sich in eine Diskussion verwickeln lässt, signalisiert einem männlichen Gegenüber: Da ist noch was drin!“ Unsere Chancen, dass unsere Anliegen ohne viele Ausflüchte umgesetzt werden, steigen beträchtlich, wenn wir uns erst gar nicht diskussionsbereit zeigen.

Also, statt „Zahlen waren noch nie meine Stärke, aber könnte es sein, dass sich da ein kleiner Fehler eingeschlichen hat?“ lieber peng peng: „Die Zahlen stimmen nicht. Bitte berechnen Sie das neu“. Laut Meuselbach verstehen Männer Klarsprech viel leichter als einen höflichen Wortschwall!

Ein weiteres Thema ist, dass Frauen lieber entdeckt und gelobt werden, als das Scheinwerferlicht zu suchen und sich selbst zu loben. Meuselbach schreibt, was wir Frauen zwar alle wissen, aber uns immer wieder vor Augen führen sollten: „Karriere macht man nicht, weil man besonders fachkompetent und fleißig ist. Befördert wird, wer die positive Aufmerksamkeit der „Beförderer“ auf sich zieht“. Sie erwähnt die legendäre IBM-Studie, bei der Manager danach gefragt wurden, woran es liegt, ob ein(e) Mitarbeiter(in) Karriere macht. Die Manager meinten, es läge zu 60% an der Bekanntheit, zu 30% am Ansehen und nur zu mageren 10% an guter Arbeit. Es hilft also nicht, genial und fleißig zu sein, sondern man muss auch auf sich und seine Leistungen aufmerksam machen – und zwar nach den Spielregeln der Männer, meint Meuselbach, weil diese nun mal überwiegend an den Schaltstellen säßen. Also meine Damen, ruhig mal auf einer Fachkonferenz dem Referenten eine Frage stellen!

Hier noch ein Effizienz-Tip: Meetings sollten nicht nach der Relevanz der Fragestellung, sondern nach der Relevanz der Teilnehmenden eingestuft werden. Das Bedeutet: Ein Brainstorming zur Jubiläumsfeier in Anwesenheit des Inhabers ist wichtiger als die Sitzung zur neuen Vertriebsstrategie mit den Abteilungsleitern, auch wenn es im 1. Fall um Blumenschmuck und Menüfolge geht und im 2. vielleicht ums Überlegen der Firma. „Das mag frau lächerlich finden. Aber sich darüber zu beklagen ist ungefähr so wirksam wie die Klage über schlechtes Wetter“, so die Autorin.

Noch so ein Klassiker, den sie aufgreift: Frau sagt im Meeting etwas Kluges und keiner reagiert darauf. Wenige Minuten später wiederholt ein Mann, was sie gesagt hat, und alle sind begeistert von seinem (!) Vorschlag. Den Grund dafür sieht Meuselbach darin, dass in Firmenmeetings, an denen überwiegend Männer teilnehmen, zunächst die Hockordnung innerhalb des Rudels festgelegt werden muss. Erst danach komme man auf die Sachebene und sei offen für Argumente. Merke: Unsere besten Argumente bringen wir erst, wenn die Hackordnung geklärt ist!

Fazit
Das Buch ist amüsant und leicht zu lesen, und das, obwohl der Inhalt als höchst relevant einzustufen ist. Jede Businessfrau sollte es gelesen haben. Selten habe ich die Spielregeln, die es im Geschäft gibt, so klar und unverkrampft beschrieben gesehen. Gelungen: Ohne den quengeligen Unterton, den Frauenbücher manchmal haben. Daher kann mir vorstellen, dass auch Männer dieses Buch amüsant und nützlich finden.

Zur Autorin
Sigrid Meuselbach ist Trainerin, Pädagogin und Wirtschaftsmediatorin. Seit mehr als 25 Jahren thematisiert sie weibliche Verantwortung in Unternehmen und brennt dafür, Frauen beim Ausschöpfen ihrer beruflichen Talente zu unterstützen. Heute ist sie eine gefragte Expertin in Sachen weiblicher und männlicher Karrieren in Wirtschaft und Wissenschaft. Mit ihrer langjährigen Erfahrung aus Vorträgen, Training und Coaching steht die Gender-Spezialistin dafür, dass sich der Erfolg von Unternehmen und das Vorankommen von Frauen durch Geschlechterkooperation unter einen Hut bringen lassen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann bei Köln und hat eine Tochter.

Weitere Information: www.meuselbach-seminare.de

 


 

Anke DembowskiÜber die Autorin dieser Rezension:

Anke Dembowski
ist geschäftsführende Gesellschafterin und Gründungsmitglied der Fondsfrauen. Außerdem arbeitet sie als Finanzjournalistin, u.a.  für Fonds Professionell und Institutional Money.

(Foto: Daniela Prusina)

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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