Die Statistiken, die in den Medien zur Höhe der Frauen-Renten gezeigt werden, sind traurig. Weibliche Neurentner im Jahr 2014 erhielten im Durchschnitt 533 Euro Rente, während männliche Neurentner im Schnitt 975 Euro Altersruhegeld genießen dürfen (siehe Sachbeitrag der Fondsfrauen dazu).

Aber mindestens ebenso beklagenswert wie die niedrigen Frauen-Renten ist der vorwurfsvolle Unterton, mit dem solche Statistiken in den Medien oft präsentiert werden. Es schwingt im Kontext mit, dass das deutsche Rentensystem ungerecht sei, weil es Frauen benachteilige.

Wer mehr einzahlt, erhält später auch mehr Rente
Doch handelt es sich hier keineswegs um himmelschreiende Ungerechtigkeit, sondern um Grundschul-Mathematik. Ein Rentenpunkt in der gesetzlichen Rentenversicherung ist derzeit 29,21 Euro Rente Wert (West). Wer wenig in die Rentenversicherung einzahlt, erwirbt weniger Rentenpunkte und wird folglich weniger Rente erhalten.

Genau genommen werden Frauen sogar bevorzugt behandelt, denn ihre lebenslange Rente pro Rentenpunkt ist genauso hoch wie die der Männer, obwohl Frauen im Schnitt sechs Jahre älter werden als Männer und zumindest statistisch länger Rente ausgezahlt bekommen.

Frauen sollten sich für ihre Altersvorsorge interessieren
Was also tun? Wichtig ist, dass wir Frauen uns mehr für Finanzen und Altersvorsorge interessieren und eine Versorgung anstreben, die unabhängig von einem Mann funktioniert.

Sobald jemand 27 Jahre alt und fünf Jahre rentenversichert ist, erhält er jährlich seine Renteninformation. Ja, diese Zahlen sind kein Witz, sondern sie stimmen im Regelfall! Wir sollten sie wahrnehmen und uns eine Vorstellung darüber machen, wie viel Geld wir als Rentnerin einmal monatlich zur Verfügung haben wollen. Dann müssen wir uns überlegen, wo wir persönlich die Differenz zu der Zahl, die auf der Renteninformation steht, hernehmen wollen – und zwar Monat für Monat, solange wir leben.

Wir Frauen wollen gleichberechtigt und emanzipiert sein. Erwachsenes Handeln beinhaltet auch, dass wir versuchen, die Konsequenzen unseres heutigen Handelns zumindest grob abzuschätzen und entsprechend zu agieren. Das kann mitunter auch bedeuten, sich einem gewissen Stress auszusetzen.

Liebe Ladies: Natürlich ist es lustig, vormittags erst mal zu „Bauch, Beine, Po“ zu gehen, auf dem Rückweg auf ein Gläschen Prosecco mit der Freundin, und dann zum Supermarkt. Anschließend die Kinder von der Schule abholen, Mittagessen kochen und danach die lieben Kleinen zum Tennisunterricht fahren. Dort einen Cappuccino schlürfen, mit dem Tennislehrer flirten und wieder nach Hause. Abends kann Frau dann dem Gatten erzählen, wie stressig doch das Hausfrauen- und Mutterdasein ist.

Nur ein bezahlter Job sorgt für eine eigenständige Rente
Wie sagte neulich eine Freundin, die ein solches Leben führt und sich auf eine – zugegebenermaßen schlecht bezahlte – Teilzeitstelle beworben hat? „Ich hab’s mir doch anders überlegt. Die Arbeit hätte mir den ganzen Tag zerschnitten.“ Hey Sister, das ist zuweilen so! Natürlich kann Arbeit auch Stress bedeuten – es wird in Betrieben umstrukturiert, der Chef teilt einem auch mal ein blödes Projekt zu, die Kunden sind oft kompliziert, etc. Aber „mit dem Beruf sind Frauen in der Welt“, wie es Bascha Mika in ihrem Buch Mutprobe schreibt, „der Beruf stärkt das Selbstwertgefühl und die Eigenständigkeit.“ Nicht zuletzt sorgt er für ein Gehalt und baut die eigenen Rentenansprüche auf.

Teilzeit ist schön und gut, und lange Zeit haben Frauen gefordert, die Möglichkeiten einer reduzierten Beschäftigung zu verbessern, um in Zeiten, in denen die Familie sie stärker braucht, die wöchentliche Arbeitszeit reduzieren zu können. Doch wir dürfen uns nichts vormachen: Weniger arbeiten heißt auch weniger in die Sozialversicherungssysteme einzahlen, und das wird einen geringeren Rentenanspruch zur Folge haben. Das sind Fakten. Fakt ist aber auch, dass es offenbar vielen schwer fällt, von der Teilzeit wieder auf Vollzeit-Stelle zu erhöhen, wenn die Kinder flügge sind. Viele Frauen haben es sich kommod eingerichtet. Sichtbares Zeichen: Sprach- und Gymnastikkurse der Volkshochschulen, die vormittags stattfinden, sind voller Frauen. Nur vereinzelt trifft man dort Männer. Wann bieten Fitnessstudios reduzierte Hausfrauen-Tarife an? Richtig, vormittags!

Also Mädels, keine Ausreden mehr, sondern rein in den Job – und zwar in den Fulltime-Job, wenn nicht wirklich gravierende Gründe dagegen sprechen! Wir sind doch schon groß und wissen, dass die gesetzliche Rente sonst kaum für einen uns angemessenen Lebensstil ausreichen wird!


Anke DembowskiÜber die Autorin:

Anke Dembowski
ist geschäftsführende Gesellschafterin und Gründungsmitglied der Fondsfrauen. Außerdem arbeitet sie als Finanzjournalistin, u.a.  für Fonds Professionell und Institutional Money.

(Foto: Daniela Prusina)

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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