Buchbesprechung: Mut zu Kindern und Karriere. 40 Working Moms erzählen, wie es funktionieren kann

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Herausgeber: Working Moms
Autorin: Stefanie Bilen
Verlag: Frankfurter Allgemeine Buch
Erschienen im Oktober 2016
ISBN: 978 – 3 – 95601 – 159 – 7
24,90 €

 
Das Buch „Mut zu Kindern und Karriere“ wurde von der Wirtschaftsjournalistin Stefanie Bilen geschrieben und den Working Moms herausgegeben. Kurz-Fazit: Es macht unglaublich viel Mut zu lesen, wie 40 Frauen es geschafft haben, sowohl ihre Karriere als auch ihre Kinder unter einen Hut zu bringen.
Rabenmütter scheinen Kindern nicht schlecht zu tun
Das Werk enthält jede Menge Tipps, denen man anmerkt, dass sie auf gelebter Praxis beruhen. Die vielen mosaiksteinartigen Erfahrungen der 40 Karriere-Mütter sind geschickt unter thematische Überschriften gruppiert wie z.B. „Der Wiedereinstieg“, „Vollzeit oder Teilzeit?“, „Aufgabenteilung in der Partnerschaft“. Alle Aspekte, die berufstätige Mütter interessieren, sind beschrieben.

Eine nette Illustrations-Idee sind die Gemälde der Kinder. Beruhigend: Auch ohne Psychologie-Ausbildung lässt sich erkennen, dass die Kinder dieser Frauen keineswegs an groben Macken oder Depressionen leiden, weil ihre Mütter einem anspruchsvollen Job nachgehen.

Nicht nur berufstätige Mütter sollten das Buch lesen, sondern auch das Management von Personalabteilungen; denn es werden auch neue Arbeitsstrukturen vorgestellt und aus der gelebten Praxis – sozusagen von innen heraus – beschrieben: Dr. Virginia Bastian, Personalleiterin bei Nestlé Petcare, erzählt beispielsweise über ihre Erfahrung als Teil eines Jobsharing-Tandems auf Management-Ebene. Die beiden Tandem-Partnerinnen deklarierten das Vorhaben unternehmens-intern zunächst als Experiment, was die Einführung erleichterte. „Nach außen hin lief die Arbeit des Duos so reibungslos, dass nach sechs Monaten niemand auf die Idee kam, das Modell ernsthaft in Frage zu stellen. Inzwischen gilt das Tandem konzernintern sogar als ‚Best Practice“-Fall, von dem andere Divisionen lernen können“, ist Bastian stolz.

Auch Tipps in Bezug auf die Familie werden gegeben. So wird geraten, neben einem vernünftigen Einkommen und dem Spaß an der Arbeit auch die Familie nicht aus den Augen zu verlieren und sie an den beruflichen Erfolgen teilhaben zu lassen: „Feiert Erfolge gemeinsam. Egal, ob bei einem großen Eis oder einem Wochenendausflug in einem tollen Hotel. Hauptsache Familienzeit“.

Das „kleine Chaos“ kommt etwas kurz
Es soll keine Kritik an dem rundum gelungenen Buch sein, aber ein Verbesserungsvorschlag für eine mögliche 2. Auflage ist sicherlich erlaubt: Ich persönlich hätte auch mal gerne gelesen, dass etwas nicht geklappt hat, dass es auch hochfliegenden Vorhaben gibt, die am Ende leider nicht aufgehen. Oder bin ich die einzige Karrierefrau, die gelegentlich hektisch wird? Die auch mal Zweifel hat, ob es eine gute Idee ist, vollzeit zu arbeiten, wenn der Sohn zwei Mal hintereinander eine 5 in Mathe mit nach Hause bringt? Die hofft, dass ihr Partner auch diesmal Verständnis hat, wenn am Tag vor dem Urlaub die Nacht durchgearbeitet wird, um ein Job-Projekt fertig zu stellen, anstatt für sich und die Familie die Koffer zu packen?

Natürlich kommunizieren wir alle lieber Erfolgsstorys als über kaum lösbare Interessenkonflikte oder gescheiterte „ich-kriege-das-schon-alles-hin-Träume“ zu berichten. In einer Zeit, in der es keine „Probleme“, sondern allenfalls „Herausforderungen“ gibt, ist das nicht leicht. Aber die Gefahr ist, dass die Protagonistinnen sonst eher mechanisch als menschlich wirken.

Machen wir uns nichts vor: Auch wenn man vieles organisieren kann, lässt sich die Betreuung und Erziehung von Kindern eben doch nicht ganz so tough planen und durchtakten wie ein Business-Projekt. Dass es am Ende aber doch irgendwie geht, zeigen die 40 Interviewpartnerinnen der Working Moms.

Fazit
Unbedingt lesenswert, denn das Buch zeigt viele Beispiele, dass es geht und wie es bei einzelnen Familien funktioniert. Es führt auch vor Augen, dass Karrierefrauen nichts geschenkt wird: Von der gelebten Fernbeziehung auf Grund des Jobs bis hin zur Managerin, die schon zwei Monate nach der Geburt ihres Kindes wieder voll in den Job einsteigt, ist alles dabei.


Anke DembowskiÜber die Autorin dieser Rezension:

Anke Dembowski
ist geschäftsführende Gesellschafterin und Gründungsmitglied der Fondsfrauen. Außerdem arbeitet sie als Finanzjournalistin, u.a.  für Fonds Professionell und Institutional Money.

(Foto: Daniela Prusina)

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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