Wir können zum Mond fliegen und lebenswichtige Organe transplantieren. Was wir jedoch nicht können, ist eine Gleichstellung von Männern und Frauen in Führungspositionen. Dies lässt zumindest der Führungskräfte-Monitor 2017 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erahnen.

Zwischen 1995 und 2015 ist der Frauenanteil unter den angestellten Führungskräften in Privatunternehmen um circa 10 Prozentpunkte auf 30 % gestiegen – über einen Zeitraum von 20 Jahren. Damit liegt eine Gleichstellung in weiter Ferne.

Bei der Erhebung, die auf Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) basiert, wurden sowohl VorständInnen, AufsichtsrätInnen als auch niedrige Führungsebenen und allgemein Angestellte, die hochqualifizierte Tätigkeiten ausüben, einbezogen.

Sicherlich kann festgehalten werden, dass es mit dem Frauenanteil in Führungspositionen aufwärtsgeht. Jedoch vollzieht sich diese Annäherung auch zukünftig eher mit angezogener Handbremse. „Allerdings liegt das Ziel, genauso viele Frauen wie Männer in Führungspositionen zu haben, noch immer in weiter Ferne. Der Frauenanteil nimmt nur noch langsam zu und gleicht zuletzt eher wieder einem Ritt auf einer Schnecke. Obwohl Frauen schon seit Jahren die Männer bei den Qualifikationen eingeholt und teilweise sogar überholt haben“, resümiert die DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies, Elke Holst.

Die Wissenschaftlerin führt zudem an, dass auch kulturelle Rahmenbedingungen dabei eine wichtige Rolle spielen. So liegt der Frauenanteil in Ostdeutschland bei 44 %. In Westdeutschland ist er hingegen mit 27 % deutlich geringer. Zudem ist er im Westen seit 1995 erheblich langsamer gestiegen als im Osten.

Bei Führungspositionen ist der Gender Pay Gap nach wie vor erheblich
Um die Gleichstellung zu fördern, sieht die Studienautorin neben der Politik vor allem auch die Unternehmen in der Pflicht. Sie müssten aus ihrer Sicht eine Erhöhung des Frauenanteils in leitenden Positionen als zentrales Unternehmensziel definieren und dies in einem verbindlichen Zeitplan fixieren. Unabdingbar sei auch die Transparenz bei der Besetzung von Führungspositionen sowie bei den Gehältern. Um die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in leitenden Positionen voranzubringen, seien flexible Arbeitszeiten und Zeitsouveränität wichtige Optionen.

Zum Gender Pay Gap kann gesagt werden, dass er sich in den vergangenen Jahren leicht verringert hat. Die Verdienstlücke bleibt dennoch mit durchschnittlich 23 % erheblich. Lässt man diesen Durchschnittswert außen vor und betrachtet stattdessen den Medianwert, der als robustere Größe gilt und der von extrem hohen und niedrigen Werten kaum beeinflusst wird, liegt der Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern sogar bei 26 %. Seit 27 Jahren blieb er damit völlig unverändert.


Über die Autorin:
Linda Standhardt arbeitet in der Online-Redaktion beim Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA). Neben dem Schreiben von redaktionellen Beiträgen betreut sie dort auch die Social Media-Kanäle. www.dia-vorsorge.de.

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