Frau Magdalini Moysiadou ist seit Dezember 2007 in der Geschäftsführung der Société Générale Securities Services GmbH und verantwortet die Bereiche Asset Servicing und Fund Administration. Ihre über 20-jährige Laufbahn in der Finanzbranche startete sie nach ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften im Derivatebereich der Commerzbank AG, um dann in die Betreuung von institutionellen Kunden bei der J.P. Morgan AG zu wechseln. Im Jahr 2000 trat Frau Moysiadou in die Pioneer Investments Kapitalanlagegesellschaft (bzw. ihre Vorgängergesellschaft) ein und war dort in verschiedenen Führungspositionen tätig. Fondsfrau Anke Dembowski spricht mit ihr darüber, wie Frauen in der Fondsbranche Karriere machen können.

Frau Moysiadou, können Sie in 2 oder 3 Sätzen erklären, was Sie beruflich tun?
Ich bin in der Geschäftsführung der SGSS GmbH, einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit dem Schwerpunkt Master KVG und Insourcing, tätig. Verantwortlich bin ich für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Geschäftsstrategie in Bezug auf die Serviceerbringung und natürlich auch der Sicherstellung der Leistung für unsere Kunden im Bereich Fondsadministration und Asset Servicing mit den Teilaspekten Investment und Risikocontrolling sowie Anleger- und regulatorisches Reporting. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Weiterentwicklung der Organisation; gerade aktuell auch getriggert durch die anstehende Digitalisierung des Finanzsektors.

Als Master KVG und Fonds-Administrator haben Sie bei SGSS viel mit Regulatorik zu tun. Was genau reizt Sie an Ihrer Tätigkeit?
Da haben Sie Recht, dass die regulatorischen Anforderungen seit der Finanzkrise einen wesentlichen Teil meines Arbeitsalltags bestimmen. Es gibt daneben aber noch viele andere Themen, die mich beschäftigt halten, und genau das ist es, was mich an meiner Tätigkeit reizt: die große Diversität. Als Verantwortliche für den Service der Gesellschaft befindet man sich im „Auge des Sturms“. Man ist Anlaufstelle und Schnittstelle für diverse interne und externe Partner. Meine Tage sind definitiv nie langweilig!

Unsere jüngeren Mitglieder interessieren sich dafür, wie sie ihre Karriere planen sollen. Wie haben Sie Ihre Karriere geplant? Und stand für Sie von Anfang an fest, dass Sie im Fondsbereich arbeiten wollen?
Ich hatte schon sehr früh einen Plan, den ich konsequent verfolgt habe. Angefangen mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften, dann Einstieg in den Beruf und nach drei Jahren das erste Mal Führungskraft. Von Anfang an stand für mich fest, dass ich in den Finanzsektor wollte, konkret den Fondsbereich hatte ich damals als Abiturientin nicht im Blick.

Sie sind nun schon neun Jahre bei der SGSS tätig. Können Sie in der Zeit eine Entwicklung erkennen, wie es um Frauen in den Führungsetagen bestellt ist?
Leider bin ich seit neun Jahren die einzige Frau in der Geschäftsführung geblieben. Gleichwohl hat das Thema Diversity in den Jahren an Wichtigkeit gewonnen, und über die Société Générale Gruppe sind einige Initiativen gestartet worden. Für den Standort München kann ich berichten, dass schon immer jede offene Führungsposition mit dem am besten geeigneten Kandidaten/-in besetzt wird – unabhängig vom Geschlecht.

Wenn man mit Unternehmen über die geringe Repräsentanz von Frauen in der Führungsebene spricht, antworten diese oft, es gäbe keine Frauen, die sich bewerben. Was können Unternehmen aus der Finanzbranche tun, um attraktiver für gute Frauen zu sein, damit sich künftig mehr Frauen bewerben?
Die Aussage, dass sich keine Frauen auf Führungspositionen bewerben, kann ich nicht bestätigen. Dies ist bei uns sehr ausgeglichen. Außerdem denke ich, dass das Problem der „männerlastigen“ Führungskreise kein reines Thema der Finanzbranche ist, sondern für alle klassisch von Männern besetzen Branchen. Was kann getan werden? Meines Erachtens sind flexible Arbeitszeitmodelle sowie insgesamt mehr Flexibilität bezüglich der Ausgestaltung des Arbeitsplatzes notwendig; Stichwort: Home Office, mobiles Office, Besetzung von Führungspositionen mit einer Doppelspitze, um nur einige Beispiele zu nennen. Sehr gut in diesem Zusammenhang gefällt mir der Werbeslogan einer bekannten Automarke mit „Umparken im Kopf“. Und zwar nicht nur aufgrund des Frauenthemas, sondern auch bezüglich der Fragestellung, wie ich als Arbeitgeber auch interessant für die Generation Y bleibe. Die Themen Familie und Work-Life -Balance werden immer wichtiger. Und dafür benötigt man passende Antworten, um die besten Mitarbeiter für sich gewinnen zu können. Die reine Anwesenheit des Mitarbeiters ist in vielen Bereichen nicht mehr gefragt und auch nicht nötig. Am Ende kommt es auf das Ergebnis an. Wo und wann dieses erbracht wird, ist unerheblich.

Wie hoch ist die Frauenquote in den Führungsebenen bei SGSS? Und gibt es bei Ihnen ein spezielles Frauen-Förderprogramm?
Die Frauenquote in der Führungsebene bei der SGSS in München liegt bei sehr guten 30%. Die Gruppe hat zwei Programme zur Förderung von sogenannten „emerging“ und „advanced women in leadership“ gestartet, welche durch die Corporate University der Société Générale durchgeführt werden. In diesen Programmen geht es darum, die Frauen in ihrer persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen und zu fördern, sowie ihnen durch diese Trainings und Treffen, die im Rahmen des Programms stattfinden, eine interne bereichsübergreifende Plattform zu bieten, um sich stärker zu vernetzen.

Was können Frauen selbst dazu beitragen, dass sie bei Beförderungs-Überlegungen berücksichtigt werden?
Über ihre Erfolge sprechen und die Hand heben! Nicht darauf warten, dass der Chef einen anspricht, sondern aktiv die Karriere gestalten und das Interesse an der Übernahme von Verantwortung kommunizieren, in charmanter Hartnäckigkeit.

Sie sind Griechin. Wie sieht es in Griechenland aus mit Frauen in Führungspositionen? Gibt es dort ein Gesetz für eine Frauenquote, wie wir es in Deutschland haben?
Es ist richtig, dass ich einen griechischen Pass habe. Gleichwohl habe ich meinen Lebensmittelpunkt in Deutschland, wo ich auch geboren und aufgewachsen bin. Aufgrund meiner Familie in Griechenland bin ich mit dem Land verbunden und stelle fest, dass das Thema „möglichst viele Menschen wieder in Arbeit zu bringen“ bei einer Arbeitslosenquote von über 25% grundsätzlich an oberster Stelle steht. Die landläufig verbreitete Meinung, dass griechische Frauen zu Hause am Herd bleiben, kann ich nicht bestätigen. Viele berufstätige Frauen, die ich kenne, schätzen ihre finanzielle Unabhängigkeit und sind oft selbständige Unternehmerinnen. Soweit ich weiß, gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote in Griechenland. Es gibt aber ein Gesetz, das ein ausgeglichenes Verhältnis der Geschlechter in den Aufsichtsräten von Unternehmen vorschreibt.

Haben Sie auf Ihrem Karriere-Weg auch schon lustige oder eigenwillige Situationen erlebt, auf Grund der Tatsache, dass Sie eine Frau sind?
Da ich mit meinem Mann und meinen drei Kindern, vier „Fußballverrückte“ zu Hause habe, kenne ich mich relativ gut im Fußball aus und habe selbst eine leichte Passion entwickelt. Diese bringe ich gerne in Small Talk Runden ein mit dem Ergebnis, dass mein Wissen oft mit Erstaunen bei den Männern quittiert wird.

Sie haben drei Kinder? Respekt! Gleichzeitig haben Sie einen verantwortungsvollen Beruf. Wir Frauen würden gerne wissen, wie Sie das organisieren. Wer kümmert sich z.B. um Ihre Kinder, wenn Sie beruflich verreisen müssen?
Es ist ein täglicher, nicht trivialer Balanceakt, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Das gilt für alle berufstätigen Frauen. Da mein Mann auch viel unterwegs ist, und die Großeltern leider auch nicht in der Nähe sind, kann ich ohne zusätzliche Unterstützung durch ein Kindermädchen, das uns stundenweise hilft, diese organisatorische Herausforderung nicht stemmen. Gleichzeitig ist es auch so, dass ich oft abends noch Hausaufgaben korrigiere oder ein anstehendes Thema mit den Kindern durchspreche. Insbesondere das Wochenende wird genutzt, um mit den Kindern zu lernen, Referate vorzubereiten, Vokabeln abzufragen – neben den ganzen anderen Verpflichtungen, wie Fußballvereine, Geburtstage, Konzerte der Musikschule, etc.. Der Spaß als Familie darf natürlich auch nicht zu kurz kommen, sei es bei gemeinsamen Ausflügen oder beim Plätzchen backen. Mir ist wichtig, dass meine Kinder wissen und erleben, dass sie jedwede Unterstützung von mir bekommen und ich immer erreichbar für sie bin.

Vielen Dank für dieses Interview, Frau Moysiadou!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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