Robeco veröffentlichte im April 2015 eine Studie darüber, wie sich Gender Diversity auf die Börsenkursentwicklung von Unternehmen auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass eine höhere Diversity im Vorstand mit einer Überrendite des Aktienkurses des Unternehmens einhergeht, zumindest im Zeitraum von 2009 bis 2013. Die Outperformance gegenüber der Kontrollgruppe beträgt 2,17 % p.a.

Für die Studie setzt Robeco auf einer globalen Datenbasis auf, die RobecoSAM’s Corporate Sustainability Assessment zur Verfügung gestellt hat. Sie basiert auf Fragebogen, die für 3.000 Unternehmen ausgefüllt wurden. Der zeitliche Rahmen der Robeco-Studie umfasst zehn Jahre (2004 bis 2013).

Bei der Analyse vergeben die Studienautoren Michiel van Esch und Wilma de Groot Unternehmen, die mit ihrem Vorstand näher an einer 50:50-Aufteilung zwischen Männern und Frauen liegen, einen hohen Score, und den übrigen Unternehmen einen niedrigen. Jährlich werden die Portfolien mit hohem und niedrigem Score neu zusammengestellt. Dann werden die beiden Gruppen gleichgewichtet und auf monatlicher Basis werden die Portfolios mit hohem und niedrigem Score miteinander vergleichen.

Überrendite bei mehr Frauen im Vorstand
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass eine höhere Diversity im Vorstand mit einer Überrendite des Aktienkurses des Unternehmens einhergeht – insbesondere von 2009 an (siehe Chart). Diese Outperformance beträgt 2,17 % p.a. und ist robust über die verschiedenen Märkte, heißt es in Robecos Studie. In den Jahren 2004 bis 2008 ist allerdings keine klare Aussage zur Out- oder Unterperformance zu treffen.

In einem weiteren Schritt korrigierten die Studienautoren für verschiedene weitere Faktoren, die ebenfalls Einfluss auf die Börsenkursentwicklung haben, wie zum Beispiel Unternehmensgröße, Aktien-Bewertung, Momentum, und Beta, die generelle Abhängigkeit von der Marktentwicklung. Dabei stellen sie fest, dass Large-Cap-Unternehmen eher einen hohen Frauenanteil im Vorstand aufweisen als kleine und mittelgroße Firmen. Nachdem für die oben genannten Faktoren korrigiert wurde, konnte sogar eine leicht höhere jährliche Outperformance von 2,39 % der Unternehmen mit hoher Gender-Diversity festgestellt werden.

Allerdings merken die Autoren an, dass die statistische Signifikanz ihrer Studienergebnisse schwach ist, unter anderem auf Grund des relativ kurzen Betrachtungszeitraums (2004 – 2013). Sie kündigen an, daher ihre Untersuchung mit einem längeren Untersuchungszeitraum fortsetzen zu wollen.

Credit Suisse-Studie mit ähnlichen Resultaten
Die Ergebnisse der Robeco-Studie decken sich fast mit den Resultaten einer Credit Suisse-Studie vom September 2014, „Credit Suisse Gender 3000“. Hier wurden ebenfalls rund 3.000 Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern analysiert, und zwar über den Zeitraum 1.1.2006 bis 30.6.2014. Die Credit-Suisse-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Unternehmen mit mindestens einer Frau im Vorstand eine Outperformance von 3,3 Prozent gegenüber jenen aufwiesen, bei denen ausschließlich Männer im Board sind.

Kausalität war nicht Gegenstand der Untersuchungen
Weder die Studie von Robeco noch die von Credit Suisse untersuchen jedoch die Kausalität des Zusammenhangs.

Eine oft dargestellte Argumentation zur Kausalität zwischen Diversity und Börsenkursentwicklung sieht wie folgt aus: Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund im Vorstand betrachten die Dinge von verschiedenen Perspektiven, was zu einem umfassenderen Entscheidungsprozess und einem stärker komplementär geprägten Führungsstil führt.

Ob diese Argumentation wissenschaftlich untermauert werden kann, wird wohl Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.

Erste Diversity-Fonds gibt es bereits
Zumindest ist rein statistisch die Outperformance von Unternehmen mit Frauen im Vorstand nachgewiesen. Es stellt sich daher die Frage, ob Diversity nicht ein interessanter Investment Case ist, den man Investoren zugänglich machen sollte.

Produkte, die auf die Erzielung einer Diversity-Prämie ausgerichtet sind, sind zwar noch sehr rar, aber erste gibt es auf dem Markt. Eins der ersten ist der Pax Ellevate Global Women’s Index Fund, bei dem die ehemalige US-Star-Bankerin Sallie Krawcheck federführend involviert ist. Als Investment-Universum verwendet dieser US-Fonds den MSCI-Frauenindex, in dem Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern mit bestimmten Frauen-Quoten in den Führungsgremien enthalten sind.

Seit April 2015 gibt es mit dem Ampega Gender Plus Aktienfonds auch einen deutschen Frauen-Fonds (wir berichteten auf der Homepage der Fondsfrauen). Dieser Publikumsfonds hat den „German Gender Index“ als Grundlage, investiert also schwerpunktmäßig in deutsche Firmen.

Offenbar möchte auch Robeco, basierend auf der hauseigenen Studie, einen Gender-Fonds auflegen.

Innerhalb des Unternehmens Robeco wird Gender-Diversity offenbar durchaus gelebt: Zwar ist der Aufsichtsrat rein männlich besetzt, aber in der Top-Führungsebene ist ein 40-prozentiger Frauenanteil, und 2011 wurde das firmeninterne Netzwerk PinkCapital women’s network ins Leben gerufen.

Foto Beitragsbild: Pixabay.com

Chart Outperformance bei hoher Gender Diversity

 

 

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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