Der erste Frauenfonds in Deutschland wurde kürzlich aufgelegt – darüber müssen wir Fondsfrauen natürlich berichten. Wir ergreifen die Gelegenheit und führen ein Interview mit Manfred Köberlein, Geschäftsführer der Ampega Investment GmbH, zum Ampega GenderPlus Aktienfonds.

Herr Köberlein, was verspricht sich Ampega Investment vom German Gender Index hinsichtlich der Performance? Eine Outperformance des DAX, oder lediglich eine politisch korrekte Ausrichtung?
Manfred Köberlein: Der Hintergrund für den Investmentansatz ist folgender: Grundsätzlich steht die Frage im Raum, ob Unternehmen mit Frauen und Männern in Führungspositionen (gemischt-geschlechtlich) erfolgreicher sind, als ausschließlich von Männern geführte Unternehmen – herangezogen werden Rendite-/Dividenden- und Performance-Kriterien. Die Studienlage zeigt hier zwar kein einheitliches Bild, lässt aber eine Tendenz zu besseren Ergebnissen von gemischt-geschlechtlichen Führungsetagen erkennen.

Vor allem renommierte Studien (gemessen am Image des Studien-Herausgebers und der Anzahl der untersuchten Fälle/Unternehmen) wie bspw. „Research Institute“ von Credit Suisse und „Women Matter“ von McKinsey weisen auf einen weltweit erkennbaren Trend hin, dass gemischt-geschlechtlich besetzte Unternehmens-führungen messbar erfolgreicher sind. Laut McKinsey Studie „Women Matter“ ist dies bei der Gewinnmarge und der Unternehmens-Performance der Fall, was sich im Aktienkurs positiv auswirkt. „Women Matter“ stellt fest, dass Unternehmen mit einer hohen Frauenquote in den Vorstandsetagen die höchste Performance erlangten. Der wechselseitige/komplementäre Führungsstil wird in der Studie als wesentliche Ursache für die bessere Performance angegeben. Die Frage nach der Wirkung von Frauen in der Unternehmensführung ist somit eine ernsthafte Performance- (Aktienkurs) und Gewinnmargenfrage (Dividende) bei Aktiengesellschaften.

Fondsfrauen: Enthält der German Gender Index ausschließlich DAX 30 und M-DAX-Werte? Oder auch darüber hinaus? (Mittelständler?)
Der German Gender Index enthält Unternehmen aus DAX, MDAX, SDAX und TecDAX. Zudem können Firmen weiterer Indizes aufgenommen werden, die die Investmentkriterien erfüllen. Zum Start des German Gender Index am 22. April verteilte sich die Indexzugehörigkeit der 50 enthaltenen Unternehmen wie folgt:

German Gender Index

 

Fondsfrauen: Welche Zielgruppe hat Ampega Investment mit dem Ampega GenderPlus Aktienfonds vor Augen? Wie sehen Marketingstrategie und -ausrichtung aus?
Köberlein: Der Fonds ist als Retail-Ansparprodukt zum Vermögensaufbau konzipiert. Der Ampega GenderPlus Aktienfonds verfolgt keinen Vermögensverwaltungsansatz und somit keine aktive Allokations-Steuerung, da der Fonds immer voll investiert ist. Dieses Konzept spricht somit vor allem fondsaffine Privatanleger und Sparplan-Kunden an. Anleger profitieren bei einem Ansparplan vom Cost-Average-Effekt (Durchschnittskosteneffekt).

Studien namhafter Institute – hier sind vor allem die McKinsey Studie „Women Matter“ und die Credit Suisse Studie „Research Institute“ zu nennen – kommen zu dem Ergebnis, dass Frauen in den Führungspositionen zu einer Outperformance führen gegenüber den Unternehmen, die nur Männer in der Führungsebene haben. Dies Erkenntnis betonen wir auch in unserem Slogan zum Ampega GenderPlus Aktienfonds: „Mixed Leadership. Performance durch Vielfalt“.

Fondsfrauen: Das Ampega-Team achtet bei der Titel-Selektion auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften in Vorstand und Aufsichtsrat. Wie sieht es mit der Gender-Gewichtung im Vorstand und im Aufsichtsrat bei Ampega Investment aus?
Köberlein: Langfristig strebt Talanx und damit auch Ampega an, jede vierte freiwerdende Führungsposition mit einer Frau zu besetzen. Darüber hinaus hat der Konzern bereits ein spezielles Mentorenprogramm für Frauen implementiert und das Netzwerk Frauen@Talanx ins Leben gerufen. Zudem unterstützt Talanx verstärkt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch flexible Arbeitszeitmodelle und durch finanzielle Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

Im Vorstand der Talanx Deutschland AG beispielsweise sind mit Iris Kremers und Barbara Riebeling zwei Frauen vertreten. Im Aufsichtsrat der Talanx AG zählen wir inklusive der Arbeitnehmervertreter vier Frauen: Antonia Aschendorf, Jutta Hammer, Jutta Mück und Katja Sachtleben-Reimann.

Fondsfrauen: Es gibt derzeit vermehrt Studien, die Gender-Themen unter Investment-Aspekten untersuchen. Wie erklären Sie sich den derzeitigen Boom dieses Themas? Ist das eine Modewelle, die bald wieder verschwinden wird?
Köberlein: Nein, wir sehen darin keine vorübergehende Modeerscheinung. Wir bei Ampega sind sogar davon überzeugt, dass Fondsmanager weltweit zukünftig die Anzahl der Frauen in der Führung von Aktiengesellschaften deutlich stärker als Auswahl-Kriterium heranziehen werden. Aus unserer Sicht ist das ein weiterer Evolutions-Schritt bei der Titel-Selektion.

Die genannten großen Studien von McKinsey („Women Matter“) und Credit Suisse („Research Institute“) weisen eine inhaltlich breite Basis und große Grundgesamtheit der untersuchten Unternehmen/Fälle sowie längere Untersuchungszeiträumen von fünf bis sechs Jahren auf. Die Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Unternehmen mit Frauen in der Unternehmensführung zum einen höhere Dividendenrenditen erzielen und zum anderen der Aktienkurs dieser Unternehmen eine messbar positivere Performance erreicht.

Es gibt zwar auch Studien, die dieses Ergebnis so nicht bestätigen. Aber das Renommee der oben genannten Studien-Herausgeber und die Untersuchungstiefe der Studien sind für Ampega der Grund, den Ergebnissen dieser Studien zu folgen. Für einen Aktienfonds, der auf Dividende und Kursentwicklung setzt – und das auch langfristig – ist der „Gender-Diversity-Ansatz“ somit ein relevantes und bisher kaum beachtetes Kriterium – ein Qualitätsfilter.

Fondsfrauen: Vielen Dank für das Interview, Herr Köberlein!

Das Interview führte Anke Dembowski

 

Profilbild von Anke Dembowski

Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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