Mittlerweile gibt es den zweiten Frauen-Fonds in Europa, das freut mich persönlich sehr! Der Ampega GenderPlus wurde im April 2015 aufgelegt, und im September folgte der Global Gender Equality Impact Equities von RobecoSAM.

Vielleicht erinnert sich die eine oder andere Fondsfrau daran, dass es Anfang des Jahrhunderts schon mal einen Frauenfonds gegeben hat, der aber mittlerweile vom Markt verschwunden ist. Das war der Ende 2002 aufgelegte VMR Woman’s World-Fund, der von Corinna Eller-Stapp gemanagt wurde.

Ich wünsche den beiden neu aufgelegten Frauen-Fonds eine gute Performance und ein langes Fonds-Leben, daher überlege ich, warum der erste Versuch nicht geklappt hat – dann können es zukünftige Neu-Fonds besser machen.

Die Linie muss klar sein
Die Crux beim VMR Woman’s World-Fund war vermutlich, dass die Abgrenzung zu „ganz normalen“ internationalen Aktienfonds nicht so deutlich war, und ein verschwommenes Ziel ist schwer zu vermitteln. Als Finanz-Journalistin schaue ich mir manches Fonds-Portfolio an und wundere mich gelegentlich. Im VMR Woman’s World-Fund fanden sich Titel wie Porsche und Condomi. Das Fondsmanagement argumentierte damals, auch viele Porsche würden von zarter Hand gelenkt, und Kondome würden überwiegend von Frauen gekauft. Aha! Aber erwartet hat das vermutlich so keiner. Möglicherweise wurde also die Erwartungshaltung der Anlegerschaft nicht getroffen, und Berater oder Beraterinnen hatten ihre Mühe, den genauen Unterschied zu anderen Fonds beim Kunden klar rüberzubringen.

In einem Wasser-Fonds fand ich einmal den Titel Geberit, das Unternehmen, das vermutlich auch Ihren Toiletten-Spülkasten hergestellt hat. Geberit mag ein erfolgversprechender Titel sein (ich habe ihn selbst in meinem Privat-Portfolio), und durch eine Klospülung fließt natürlich auch Wasser. Aber ein Investor, der in einen Wasserfonds investiert, denkt womöglich eher daran, mit seinem Investment die Versorgung der Welt mit sauberem Trinkwasser zu unterstützen als die Spülung heimischer Klos zu gewährleisten.

Ein weiteres Beispiel nicht getroffener Erwartungshaltungen: In dem geschlossenen Sünden-Fonds „Prosperia Mephisto 1“ fand sich die Position McDonalds. Ich fragte das Fondsmanagement, inwiefern dieser Titel zur Zielrichtung passt, in „sündhafte“ Branchen und Unternehmen zu investieren. Mir wurde mitgeteilt, dass dieser Titel der Todsünde „Völlerei“ zuzuordnen sei. Im Übrigen fanden sich in der Liste der Holdings auch Titel wie Fielmann, H&M und Douglas – der Bezug zur Sünde erschließt sich hier nicht jedem.

Die beiden eingangs genannten Frauenfonds haben ihr Anlageziel genau definiert. Sie investieren in Unternehmen, die Gender-Themen berücksichtigen bzw. Frauen in den obersten Führungsgremien haben. Das sind klar definierte Ziele, und ich drücke die Daumen, dass die Erwartungen der Anleger der beiden Fonds gut erfüllt werden und natürlich auch langfristig die Performance überzeugt!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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