Manchmal braucht es offenbar eine Notsituation, damit Unternehmen flexibler werden. So derzeit bei der Bahn. Aktuell tut sich das Unternehmen schwer, Lokführer zu bekommen: Die Bezahlung ist nur mäßig, und Schichtdienst, Unterwegs-Sein oder Arbeiten ohne Tageslicht sind Bewerber-Bremsen. Insbesondere in Regionen, in denen quasi Vollbeschäftigung herrscht, wie z.B. bei der S-Bahn in München, hat die Bahn Schwierigkeiten, freie Stellen zu besetzen.

Von Kinderbetreuung bis zu flexibler Arbeitsplanung
Nun geht die Bahn gezielt auf alleinerziehende Frauen zu, um ihnen diesen Job schmackhaft zu machen. Das Repertoire ist beachtlich und könnte auch Fondsgesellschaften interessante Hinweise geben, wie sie ihre Frauenquote erhöhen können. Marion Rövekamp, Personalchefin in der Konzernzentrale von DB Regio in Frankfurt, will in München so einiges bieten:

  • Gezielte Anwerbung auch von Quereinsteigern
  • Krisensicherer Job für Alleinerziehende, die es sonst auf dem Arbeitsmarkt eher schwer haben
  • Planung der Schichten, so dass die Mitarbeiter den Job und gleichzeitig die Kinderbetreuung hinbekommen
  • In München, wo der Kitaplatz am besten schon vor der Zeugung reserviert wird, hat die Bahn Kinderbetreuungsplätze gekauft und stellt sie ihren Mitarbeitern zur Verfügung. Falls erforderlich, will sie  dies auch in anderen Regionen tun.
  • Ermöglichung von Teilzeit-Tätigkeit (allerdings muss die neunmonatige Ausbildung Vollzeit sein – das gehe organisatorisch nicht anders, so Rövenkamp)

Noch ist bei der Bahn Luft nach oben
Was die Frauenquote angeht, ist bei der Bahn noch Luft nach oben: Momentan liegt die Frauenquote unter den 600 Münchner S-Bahn-Führern bei 4,7 %. Das ist weniger als die Frauenquote unter den Managern deutscher Fonds, die laut der letzten Erhebung der Fondsfrauen bei 6,6 % liegt. Die meisten S-Bahn-Führer sind zwischen 45 und 55 Jahre alt, so dass die Bahn langfristig dringend für Nachwuchs sorgen muss. Toll, wenn dadurch gezielt auf die Bedürfnisse von Alleinerziehenden eingegangen wird!

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Anke Dembowski

Anke Dembowski ist Finanzjournalistin und Autorin verschiedener Investmentfonds- und anderer Finanzbücher. Sie ist außerdem Mit-Gründerin des Netzwerks „Fondsfrauen".

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